Brigitte Bardot veränderte das Frauenbild radikal mit ihrer natürlichen Sinnlichkeit und ihrem rebellischen Charakter. Dann wurde sie eine schrullige Tierschützerin.
Brigitte Bardot ist mehr als eine bedeutende Schauspielerin oder ein Sexsymbol. Sie definierte neu, was man unter einer Frau verstand. Um den Mythos Bardot zu verstehen, muss man ihre frühen Auftritte und Fotos ansehen. Die natürliche, nymphenhafte Schönheit, die Wildheit ihrer Lippen, ihres Blickes, ihrer Haare. Und den Eindruck des wilden Mädchens in Jeans mit Schmollmund muss man neben die Modefotografien der Epoche stellen. Mit den gekünstelten Posen, den langen Bleistiftröcken, den Kostümen – versehen mit Pelzstola und natürlich Handschuhen.
Etwa 70 Jahre ist es her, dass Brigitte Bardot barfuß auf einem Tisch Mambo tanzte, die Verkörperung einer neuen, unbeschwerten Sinnlichkeit. Sie ist wie in Trance, der Schweiß perlt von ihren durchtrainierten Schenkeln. „Und immer lockt das Weib“ von Roger Vadim war ihr internationaler Durchbruch. „Ein Mädchen seiner Zeit, frei von jeglichem Schuldgefühl und gesellschaftlichen Tabus“, so schwärmte Vadim für sie.
Brigitte Bardot: „Ich war sehr hässlich“
Damals war Bardot 22 Jahre alt. Mit 14 traf sie Vadim, zu der Zeit ein aufstrebender Regisseur. „Ich war sehr hässlich. Ich hatte glattes braunes Haar, so dick wie Essstäbchen, und eine Brille und eine Zahnspange“, bekannte sie kokett in einer TV-Dokumentation. Etwas übertrieben. Sie modelte und landete schon mit 15 auf dem Cover der „Elle“.
1952, kaum war sie 18, heirateten die beiden. Früher wollte ihr Vater keine Hochzeit zulassen. Vadim und Bardot: In dieser Kombination wurde aus dem Mädchen der Mythos B. B. Doch für die Treue war sie nicht gemacht. Bei dem Dreh zu „Und immer lockt das Weib“ lernte Bardot Jean-Louis Trintignant kennen, ging prompt fremd und ließ Vadim sitzen. Später sagte sie: „Ich habe viel geliebt, leidenschaftlich, wahnsinnig und überhaupt nicht. Ich liebe immer noch. Das liegt in meiner Natur.“
Die Bardot war eine Sirene, auf ihren Klippen strandeten unzählige Männer. Sie sei der „unerfüllte Traum eines jeden verheirateten Mannes“ gewesen, spottete sie über sich. Bardots Erfolg beruhte darauf, natürlich zu sein, ohne jedes Make-up. „Ich war angezogen, wie ich wollte; das heißt, nicht angezogen. Das löste Skandale aus. Es war unglaublich.“ Den französischen Präsidenten De Gaulle schockte sie 1967 jedoch, als sie auf einem offiziellen Termin mit Husarenjacke und Hose auftauchte. Eine Frau mit Hose – damals unerhört.
Symbol der revolutionären 1960er
Bardot drehte seichte Filme, war aber auch eine Ikone der „Nouvelle Vague“, etwa in „Die Verachtung“ zusammen mit Michel Piccoli. Mit diesen Filmen und dem Revolutionswestern „Viva Maria!“ prägte sie erneut das Frauenbild, dieses Mal das der „revolutionären“ 1960er. Und natürlich auch mit ihrer kurzen Ehe mit dem „Playboy“ Gunter Sachs.
Und B. B. wurde zur Ikone ihrer selbst, zu ihrer eigenen Marke. Serge Gainsbourg erkannte das in seinem Song „Initials B. B.“. 1970 war sie das Modell für die Marianne, dem offiziellen Symbol der französischen Republik.
Abschied vom Mythos B.B
1973 dann der Bruch: Mit 39 Jahren zog Bardot sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück und wandelte sich zur schrulligen Tierschützerin, deren gerettete Tiere die Nachbarn ihres Anwesens Madrague terrorisierten. Seit 1992 ist sie mit dem Industriellen Bernard d’Ormale verheiratet, ein enger Weggefährte von Jean-Marie Le Pen, dem Gründer der rechtsextremen Front National. Bei Bardot schlägt die Liebe zu den Tieren regelmäßig in Tiraden gegen die Menschen um. Mehrmals wurde sie wegen Rassenhass verurteilt. In einem offenen Brief beschimpfte sie Präsident Macron als „Tyrannen“. Und wieso? Weil der nicht genug für den Tierschutz tue.
Bardots Rückzug war radikal. „Ich stand für Freiheit, Jugend, Schönheit. Ich möchte nicht Mutter, Großmutter und sogar Urgroßmutter spielen.“ Für sie war das auch eine Befreiung von der selbstgeschaffenen Ikone B. B. Nicht einmal in ihrem Leben konnte sie unerkannt einkaufen, klagte sie. Im Gegensatz zu ihrer Rolle in ihrer Glanzzeit steht ihre spätere, gelegentlich provokant ungepflegte Erscheinung. „Das ist mir alles egal. Ich mache kein Facelifting. Ich gehe nicht zum Friseur. Ich betreibe keine Schönheitspflege.“