Die neue Samendarre in Hanau ist die einzige ihrer Art in Hessen. Ihre Produkte sind wichtig für den Wald der Zukunft.
Knapp vier Monate nach der offiziellen Einweihung des neuen Saatgutzentrums in Hanau bereiten sich die Experten des Landesbetriebs Hessenforst dort auf die erste Bewährungsprobe der Anlage vor. In den nächsten Wochen werden zig Tonnen Eicheln in den Betrieb am Forstamt Hanau-Wolfgang angeliefert. Auf die robusten Eichen setzen die Forstleute große Hoffnung, um die Klimaanpassung der hessischen Wälder zu unterstützen, die in vergangenen Jahren unter Stürmen und Dürren gelitten haben.
Die rund vier Millionen Euro teure Anlage ist die einzige ihrer Art in Hessen. Sie beliefert Förster, Waldbesitzer und Baumschulen auch außerhalb Hessens mit Saatgut der wichtigsten Waldbäume. Das Material stammt hauptsächlich aus eigener Ernte.
In der laut Hessenforst modernsten derartigen Anlage Deutschlands wird das angelieferte Saatgut getrocknet, gesäubert, aufbereitet und versandfertig gemacht. Oder es wird gelagert, um auch in schlechten Jahren ausreichend Material für die Vermehrung von Pflanzen zu haben. In dem neuen Zentrum wird modernste Kameratechnik eingesetzt, um das teils nur wenige Millimeter kleine Saatgut in hervorragendes und weniger geeignetes Material zu trennen, wie Forstamtsleiter Lutz Hofheinz erklärt.
In dem neuen Hauptgebäude der Einrichtung ist reichlich Platz für die nötigen Spezialanlagen – darunter auch eine Art Badewanne für Eicheln -, für Gabelstapler, besondere Aufbewahrungsboxen und Trocknungsgeräte. „Bevor wir die neue Halle hatten, mussten wir die Eicheln noch in liebevoller Handarbeit mit Schaufeln wenden“, erklärt Hofheinz.
Jetzt ist alles mechanisiert, modernisiert und durchorganisiert. Herzstück der Halle sind eine leistungsfähige Heizung, die mit Pellets aus heimischem Holz betrieben wird, und eine Art Klimaanlage, die die Feuchtigkeit des Luftstroms reguliert, der durch Schächte in die Spezialboxen mit dem Saatgut geblasen wird.
Bevor es mit der Eichelernte so richtig rund gehen wird, kümmern sich die Mitarbeitenden des Betriebs aktuell um die Aufbereitung des bereits geernteten und angelieferten Saatguts der Birken. Früher hatte die Birke in der Forstwirtschaft nicht den besten Ruf, wie Hofheinz erläutert. Doch inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt.
„Inzwischen schätzen wir die Birke als Pionierbaum beispielsweise auf Schadflächen“, erläutert der Forstamtsleiter. Bei Aufforstungen sei es das Ziel, vier bis fünf Baumarten auf der jeweiligen Fläche anzupflanzen. „Da darf gerne auch die Birke dabei sein, weil Vielfalt den ökologischen Wert erhöht.“ Rund zehn Prozent der Waldfläche in Hessen gelten nach seinen Worten als geschädigt.