Der Mensch hat sich überall auf dem Planeten ausgebreitet, ihm folgte stets der Haushund auf dem Fuße. Rund um die menschlichen Siedlungen dezimiert der Räuber die frei lebenden Arten. Einheimische Raubtiere haben keine Chance gegen die Eindringlinge.
Im letzten Jahrhundert hat sich die menschliche Spezies ungeheuer vermehrt und ist dabei auch in die letzten, bis dahin unberührten Refugien eingedrungen. Ständiger Begleiter des Menschen bei diesem Eroberungszug war sein „bester Freund“ – der Hund. Während viele Tierarten vom Aussterben bedroht sind, wuchs die Hundepopulation auf etwa 1 Milliarde Hunde.
Von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert, wurde der Haushund so zu einem der schädlichsten invasiven Raubtiere der Welt. Massive Umweltschäden gehen auf sein Konto. Besonders deutlich werde das in Brasilien, berichtet die „Washington Post“. Im durchaus kinderreichen Brasilien soll es weit mehr Hunde als Kinder geben. Sie gelten dort als das zerstörerische Raubtier überhaupt. Den Hunden hilft ihre große Anpassungsfähigkeit und ihre Fähigkeit zur Jagd in Rudeln. Etwa 15 Tiere tun sich zusammen und gehen gemeinsam auf die Jagd.
Hund stärker als einheimische Raubtiere
In Naturschutzgebieten und Nationalparks verdrängen sie die einheimischen Raubtiere wie Füchse und Großkatzen. Dort übertrifft ihre Zahl inzwischen die der Pumas und der Ozelots um ein Vielfaches. Forscher schätzen, dass es allein im Tijuca Nationalpark außerhalb von Rio de Janeiro mehr als 100 Hunde gibt, die in Rudeln jagen.
Ana Maria Paschoal, Wissenschaftlerin der Federal University of Minas Gerais, überwachte 2400 Hektar Wald mit automatischen Kameras. Die Ergebnisse waren schockierend. Der Hund war nicht nur der zahlenmäßig größte Räuber in dem Gebiet, er war überhaupt das am meisten vorkommende Säugetier in dem Wald. Und keines der Tiere lebte wirklich frei. Es waren Teilzeit-Raubtiere, die allesamt einen Besitzer hatten. Eine gefährliche Kombination: Wenn die Menschen weiter in die Waldgebiete Brasiliens eindringen, werden ihnen die Hunde folgen und große Jagdreviere um die Siedlungen herum errichten. Je näher die Menschen an Schutzgebieten siedeln, umso mehr Hunde dringen schon heute in diese Räume ein.Hund Kosten
Die einheimische Fauna hat den eingeschleppten Räubern weltweit wenig entgegenzusetzen. Die International Union for Conservation of Nature nimmt an, dass 191 Arten akut von Hunden gefährdet werden. In Brasilien zeigt sich das Problem besonders deutlich, weil das Land enorm hundefreundlich ist. Der freundliche Familienhund wird von Arm und Reich als Bereicherung angesehen. Die typischen Hundeeigenschaften wie Treue und Bindung an eine Familie, gelten als geradezu vorbildlich. Die klassischen Familienhunde sind allerdings kein Problem für die wilden Tiere. Wenn sie im Besitz der Ober- oder Mittelschicht sind, führen die Hunde ein Leben wie in Europa. Ihr Tagesablauf wird von Dosenfutter und Spaziergängen bestimmt, bei gesundheitlichen Problemen gehen die Besitzer zum Veterinär.
Teilzeit-Jäger
In den armen und ländlichen Gemeinden sieht das ganz anders aus. Hier ist das Leben der Haustiere – wie der Menschen – von Hunger geprägt. Die Besitzer können ihre Hunde nur unzureichend ernähren, also streifen diese Tag und Nacht durch die Umgebung, immer auf der Suche nach Nahrung.
Die Biologin Katyucha Silva musste feststellen, dass die Tiere in dem Tijuca-Wald bei Rio de Janeiro von Hunden aus den Favelas dezimiert werden. Tiere, die extra ausgewildert wurden. „Die Besitzer sind Menschen, die sehr arm sind“, sagte Silva. „Sie besitzen kein Geld, um Mauern um ihre Hütten zu bauen. Wenn die Besitzer zur Arbeit gehen, geht auch der Hund auf die Jagd und kehrt erst zurück, wenn der Besitzer von der Arbeit zum Haus zurückkommt.“
Im ewigen Streit zwischen Hunde- und Katzenliebhabern kann die Katzenfraktion hier übrigens keine Punkte machen. Eine australische Studie von 2017 veröffentlichte ein Ranking der schädlichsten Säugetiere. Die Hunde kamen auf Platz drei – hinter Katzen und Nagetieren.
Quelle: „Washington Post“
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