Geflutete Wohngebiete und ein entgleister Zug: Der Dauerregen hinterlässt seine Spuren im Südwesten. Mancherorts gibt es leichte Entwarnung.
Nach heftigen Regenfällen kämpfen die Einsatzkräfte in Baden-Württemberg weiter gegen die Wassermassen. Menschen mussten aus ihren Häusern in den betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht werden, Bundesstraßen wurden wegen der braunen Fluten gesperrt. Hunderte Einsatzkräfte sind seit Freitag im Einsatz. Zehntausende Sandsäcke wurden befüllt.
Gemeinde-Teile unter Wasser
Teile der Gemeinde Meckenbeuren im Bodenseekreis stehen trotz aller Bemühungen unter Wasser. Der Fluss Schussen sei in den Ortsteilen Kehlen und Brochenzell über das Ufer getreten und habe Straßen geflutet, sagte eine Gemeindesprecherin am Sonntag. Verletzte gab es demnach zunächst nicht.
Rund 1300 Menschen seien am Samstag angehalten gewesen, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Es habe sich um eine Evakuierung auf freiwilliger Basis gehandelt. Manche Bewohner seien in ihren Häusern geblieben und hielten sich in den oberen Geschossen auf, hieß es.
Der Pegelstand der Schussen sei am Samstagabend auf mehr als 4,86 Meter gestiegen. Damit führte der Fluss mehr Wasser als je zuvor. Seitdem falle der Pegelstand langsam ab. Normalerweise sei die Schussen dort nur 45 Zentimeter tief.
Die wenige Kilometer entfernte und auch von Hochwasser bedrohte Stadt Weingarten bei Ravensburg gab unterdessen leichte Entwarnung. Die Lage sei stabil. Örtlich könne es weiterhin zu Verkehrsbeeinträchtigungen und Sperrungen kommen. Bürgertelefon und Notunterkunft würden aber geschlossen werden.
Unwetter sorgt für Zugausfälle
Am Samstagabend waren zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord in Schwäbisch Gmünd nach einem Erdrutsch entgleist. Die Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher unverletzt und wurden in der Nacht zu Sonntag aus dem Zug evakuiert. Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart. Der Zug sollte im Laufe des Vormittags geborgen werden, wie eine Bahnsprecherin sagte.
In drei Orten Trinkwasser abkochen
Weil Regenwasser in die Trinkwasserversorgung eingedrungen war, gilt in zwei Orten im Rems-Murr-Kreis und in einem Ort im Ostalbkreis seit Samstagabend ein Abkochgebot. Konkret handele es sich um Ortsteile in Altdorf, Kaisersbach und Gschwend, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz mit. Es komme zu Verunreinigungen. Insgesamt könnten etwa 100 Haushalte betroffen sein, sagte ein Sprecher der zuständigen Wasserversorgung.
Mehr Hilfe für Einsatzkräfte
Das Technische Hilfswerk (THW) stockte die Zahl seiner Einsatzkräfte in den Überschwemmungsgebieten in Süddeutschland deutlich. Mittlerweile seien mehr als 1800 Kräfte im Einsatz, teilte eine Sprecherin am Sonntagmorgen mit. Die Helferinnen und Helfer sichern demnach Dämme ab, helfen beim Befüllen von Sandsäcken und unterstützen bei Evakuierungen von Bewohnern in überfluteten Gebieten. Parallel zum THW sind Feuerwehr und andere Nothelfer im Einsatz. Vom Dauerregen betroffen ist auch Bayern.
Noch einmal viel Regen und Gewitter
Am Sonntag kommt laut Deutschem Wetterdienst erst einmal ein weiterer Schwung Regen und Gewitter ins Ländle. Örtlich kann es heftigen Starkregen geben. Bis zum frühen Montagmorgen wurden weiter schwere Gewitter vorhergesagt – besonders im Norden und in der Mitte des Landes. Der DWD sagte zudem bis zum Montagmittag vor allem im Süden Starkregen voraus. Danach soll es wieder trockener werden – vielleicht mit etwas Sonne.