Die Zunahme rechtsextremistischer Positionen zeigt nach Einschätzung von Landtagspräsident Hering die Bedeutung der Erinnerungskultur. Eine Studie zum Umgang mit der NS-Zeit gibt konkrete Tipps.
Verschiedene Generationen zusammenbringen, Erinnerungs-Pfade schaffen und regionales Geschichtsbewusstsein fördern: Das sind drei von mehr als zehn Handlungsempfehlungen eines vom rheinland-pfälzischen Landtag in Auftrag gegebenen NS-Forschungsprojekts. Bei dem vor rund eineinhalb Jahren initiierten Projekt ging es um die Auseinandersetzung von Familien mit dem Nationalsozialismus. Jetzt liegt der Abschlussbericht vor, wie der Landtag in Mainz mitteilte.
In rheinland-pfälzischen Familien wird selten über die Zeit des Holocaust gesprochen, lautete ein zentrales Ergebnis. Besonders die jüngeren Befragten schätzten die Relevanz des Holocaust für ihre Familien oder ihre eigene Zukunft als eher gering ein. In den Familien, in denen über die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg gesprochen wird, stößt häufig die Generation der Enkel das Thema an, lautet ein weiteres Ergebnis.
Hering: emotionaler Zugang und lokaler Bezug wichtig für Erinnerungsarbeit
An der Studie unter Federführung der Universität Koblenz hatten sich 466 Menschen in einer Online-Befragung beteiligt. Dazu kamen ausführliche Interviews mit zehn Familien, darunter auch welche mit Migrations- oder jüdischem Hintergrund.
„Die Studie liefert uns für unsere Bildungsarbeit eine ganze Fülle an wertvollen Erkenntnissen sowie konkrete Handlungsempfehlungen, um unsere Erinnerungskultur lebendig zu halten“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD). Sie habe auch gezeigt, „dass ein emotionaler Zugang und lokaler Bezug zu den Geschehnissen Erinnerungskultur nachhaltig erfahrbar mache. Die Ergebnisse sollen auch Thema der bundesweiten Arbeitsgruppe der Länderparlamente, des Bundestags und des Bundesrats über die „Zukunft der Gedenkarbeit“ sein.