Ann-Katrin Berger ist Fußballerin des Jahres, Almuth Schult eine Vorgängerin im Tor des Nationalteams. Nun treffen beide in den USA aufeinander. Ein überraschendes Comeback würde Schult gefallen.
Ob Bundestrainer Christian Wück die Partie in den USA verfolgt oder jemand anderes ist für Almuth Schult nicht so wichtig. Entgehen lassen sollte sich der Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft das Duell der Kansas City Current mit Gotham FC um Ann-Katrin Berger am Samstag (19.00 Uhr MESZ) aber auf keinen Fall. „Ich glaube, das hat es noch nie gegeben, dass zwei deutsche Torhüterinnen in der NWSL gegeneinander spielen, auf höchstem Niveau und dann halt auch bei so einem Spitzenspiel“, sagte Schult der Deutschen Presse-Agentur.
Die Olympiasiegerin von 2016 steht seit August bei Kansas City unter Vertrag und ist seit September Stammkraft beim Tabellenvierten. Berger, Deutschlands Fußballerin des Jahres, hat seit dem Saisonstart großen Anteil an den Erfolgen von Gotham FC und steht mit dem Titelverteidiger auf Rang drei. „Man sieht ja auch, wie Ann-Katrin Berger in dieser Liga geschätzt wird“, sagte Schult über die gleichaltrige Kollegin. „Ich glaube, wenn man die Trainer fragt, würde sie momentan zur besten Torhüterin der Liga gewählt werden.“
Viel Anerkennung für beide deutsche Torhüterinnen in den USA
Schult bekommt ihrerseits Anerkennung für die Leistung, die sie in den bisherigen vier Partien für ihr neues Team abgeliefert hat. Das Team – zu den Besitzern zählen NFL-Superstar Patrick Mahomes und dessen Frau Brittany – kassierte vor ihrer Ankunft von den vier besten Teams die mit Abstand meisten Gegentore.
Seit Schult und nicht mehr die ehemalige US-Nationaltorhüterin Adrianna Franch zwischen den Pfosten steht, waren es in vier Spielen nur noch zwei – beide in Schults erstem Spiel beim 1:2 gegen North Carolina Courage. Seither: Drei Mal zu null. „Sie haben mir mitgeteilt, dass ich eine Chance bekommen werde, zu spielen. Ich bin froh, dass ich das rechtfertigen konnte mit guten Leistungen. Dass ich jetzt Nummer eins bin, freut mich ungemein“, sagte Schult.
Dass Schult nach der Geburt von Kind Nummer drei vor gut einem Jahr – mit ihrem Mann hatte sie bereits Zwillinge – überhaupt wieder auf Spitzenniveau spielt, kam für viele in Deutschland unerwartet. Die 33-Jährige war in der Wahrnehmung als TV-Expertin der ARD bereits in der Karriere nach der Karriere angekommen. Die Unterschrift beim Zweitligisten Hamburger SV im April deutete auch nicht auf ein großes Comeback hin.
Schult fand keinen Top-Club in Europa nach der Geburt von Kind Nummer drei
„Ich habe viele Verhandlungen gehabt, aber keinen Top-Club gefunden, der mich unter Vertrag nehmen wollte“, berichtete Schult. Der HSV habe ihr dann zumindest die Gelegenheit auf den Wiedereinstieg gegeben, ein Umfeld, um zu schauen, was der Körper noch mitmacht. „Ich bin froh, dass ich jetzt noch mal eine Chance bekommen habe. In den USA ist es schon mit am einfachsten, Familie und Fußball zu verbinden.“ Die Kinder ins Training mitzunehmen, sei völlig selbstverständlich.
Schon in den drei Monaten bei Angel City FC hat Schult die professionellen Bedingungen selbst bei einem damals gerade erst gegründeten Team zu schätzen gewusst. 2022 kam sie allerdings nur zu einem Spiel, dann ging es zurück nach Deutschland. Auch dieses Mal läuft der Vertrag in Kansas City erst mal nur bis zum Saisonende im November. Dann müsse mit der Familie die Situation neu bewertet werden.
Der Ehemann muss auch jetzt schon für seinen Job alle paar Wochen nach Deutschland fliegen. „Ich hatte mehr oder minder ausgeschlossen, wieder in die USA zu gehen. Aber dann kam das Angebot und es hat tatsächlich reingepasst mit der Arbeit meines Mannes, sodass wir uns binnen sieben bis zehn Tagen entschieden haben und plötzlich hier waren“, erzählte Schult.
Nationalmannschaft für Schult nicht abgehakt
So unverhofft wie die Rückkehr in die USA käme auch eine ins Tor der deutschen Nationalmannschaft. Nach dem Rücktritt von Merle Frohms ist offen, wie Bundestrainer Wück plant – und gefallen würde Schult ein 67. Länderspiel auf jeden Fall. „Es wäre natürlich auch auf dem Papier eine tolle Sache, wenn man es nach zwei Schwangerschaften zurück in die Nationalmannschaft schafft. Das ist, glaube ich, noch keiner Spielerin gelungen und auch gerade mit drei Kindern.“ Lohnen würde sich für den Trainerstab des DFB ein Besuch in Kansas City am Samstag auf jeden Fall.