Die drohende Übernahme der Commerzbank durch Unicredit sorgt für Wirbel am Finanzplatz Frankfurt. Frankfurts OB Josef fürchtet eine Schwächung des Bankenstandortes und der Wirtschaft.
Der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) hat in Briefen an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) vor den Folgen der drohenden Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit gewarnt. „Diese Entwicklung birgt potenzielle Risiken, die nicht nur die Stadt Frankfurt am Main, sondern auch den Bankenstandort Deutschland betreffen“, heißt es in den Schreiben, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
Frankfurt sei seit Jahrzehnten bedeutendster deutscher Finanzplatz, „und die Commerzbank spielt hierbei eine zentrale Rolle“. Eine mögliche Übernahme durch eine ausländische Bank werfe Fragen bezüglich der zukünftigen strategischen Ausrichtung, der Arbeitsplatzsicherheit und der nationalen wirtschaftlichen Entwicklung auf, so Josef. „Für die Finanzierung geplanter Transformationsprozesse sind wir auf einen starken deutschen Finanzplatz mit schlagkräftigen Banken wie die Commerzbank angewiesen.“
Josef hob zudem die Bedeutung der Bank für die Finanzierung des Mittelstands sowie von Innovationen hervor. „Eine mögliche Verlagerung von Entscheidungsprozessen ins Ausland wird negative Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit und die Stabilität des deutschen Finanzmarktes haben.“ Den Kanzler und Lindner bat der Oberbürgermeister, die Auswirkungen einer Übernahme „eingehend zu prüfen“ und ergänzte: „Es ist entscheidend, dass wir die Weichen so stellen, dass der wichtigste deutsche Finanzplatz und die gesamte deutsche Wirtschaft nicht geschwächt werden.“
Die Unicredit hat den Teilausstieg des Bundes genutzt und ist im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Zuletzt hat sie sich über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil von neun auf 21 Prozent aufzustocken. Damit wäre die Unicredit mit Abstand größter Aktionär – vor dem Bund, der rund 12 Prozent hält.