Nach den schlechten Wahlergebnissen der vergangenen Wochen und Monate zieht die Spitze der Grünen im Bund die Notbremse. In Bayern wird dies bedauert, aber der Blick geht direkt nach vorn.
Der Rücktritt des Grünen-Bundesvorstands wird in Bayern als Chance auf einen Neustart aus der aktuellen Krise der gesamten Partei gewertet. „Ich habe große Achtung vor ihrem Schritt, jetzt zurückzutreten. Wir werden uns bei unserem Bundesparteitag im November neu aufstellen und dann mit frischer Kraft die Aufholjagd zur Bundestagswahl beginnen“, sagte Bayerns Grüne-Landesvorsitzende Gisela Sengl in München.
Sengl und die Co-Landesvorsitzende Eva Lettenbauer sprachen dem gesamten Bundesvorstand der Partei ihren Dank und ihre Ankernennung für Demokratie, Partei und grüne Werte aus. „Ricarda Lang und Omid Nouripour übernehmen nach den schmerzhaften Ergebnissen bei den letzten Landtagswahlen Verantwortung und machen den Weg frei – für einen Neustart mit einer neuen Parteispitze. Dieser Schritt zeugt von Größe und verdient höchsten Respekt“, sagte Lettenbauer.
Sengl unterstrich, dass Lang und Nouripour sowie der gesamte Bundesvorstand „in dieser für uns Grüne nicht immer einfachen Zeit“ Verantwortung übernommen hätten. „Sie haben mit Herzblut und unglaublichem Einsatz für unsere grüne Sache gekämpft. Sie sind durchs Land gereist und haben in ganz Deutschland die Grünen würdig vertreten.“
Nouripour: „Es braucht einen Neustart“
Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass die Grünen-Spitze nach den Misserfolgen der Partei bei mehreren Wahlen personelle Konsequenzen ziehen will. „Es braucht einen Neustart“, sagte Nouripour. Auf dem Bundesparteitag Mitte November solle ein neuer Vorstand gewählt werden. Zuvor hatte das Nachrichtenportal „Table Media“ berichtet. Lang und Nouripour waren Ende Januar 2022 zu Co-Vorsitzenden gewählt worden.
Die Grünen hatten bei den vier zurückliegenden Wahlen – der Europawahl und den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg – drastische Verluste erlitten. In Brandenburg haben sie ihr Ergebnis mehr als halbiert. Aus zwei Landtagen flogen sie hinaus. Allein in Sachsen gelang ihnen knapp der Wiedereinzug ins Landesparlament.