Die Baywa steckt in einer tiefen Krise. Die Gesundung wird voraussichtlich Jahre dauern.
Dem hoch verschuldeten Baywa-Konzern steht eine mehrjährige Sanierung bevor. Eine schnelle Gesundung des Münchner Traditionsunternehmens ist offensichtlich nicht zu erwarten. Das geht aus einer Börsenpflichtmitteilung der Baywa hervor. Die Gutachter der Unternehmensberatung Roland Berger kommen im ersten Entwurf ihrer Empfehlungen zu dem Ergebnis, dass die Baywa „unter bestimmten Voraussetzungen saniert und mittelfristig ihre operative Wettbewerbs- und Renditefähigkeit wieder hergestellt werden kann“. Voraussetzung der Sanierung ist demnach eine mehrjährige Restrukturierung.
Sparpaket und Verkleinerung
Dies beinhaltet „zahlreiche operative Einsparmaßnahmen“ und den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche. Vorstandschef Marcus Pöllinger hatte bereits auf der Hauptversammlung im Juni einen sozialverträglichen Stellenabbau angekündigt. Weltweit beschäftigt der Konzern gut 25 000 Mitarbeiter, Hauptgeschäftsfeld ist der Agrarhandel. Welche Unternehmensteile verkauft werden können beziehungsweise sollen, teilte das Unternehmen nicht mit. Laut „Handelsblatt“ würde die Baywa gern ihren Mehrheitsanteil an der Ökostromtochter Baywa r.e. an den Schweizer Mitgesellschafter EIP veräußern. Vom Unternehmen bestätigt ist das nicht.
Der Vorstand geht laut Mitteilung davon aus, dass die Verhandlungen über das Sanierungskonzept mit den kreditgebenden Banken und anderen maßgeblichen Beteiligten erfolgreich abgeschlossen werden können. Ungewiss ist bisher, ob auch personelle Konsequenzen im Baywa-Vorstand folgen werden.
Schuldenberg drückt
Die Baywa leidet unter einem Schuldenberg von mehr als fünf Milliarden Euro lang- und kurzfristiger Finanzverbindlichkeiten. Gleichzeitig hat die schwache Weltkonjunktur alle Geschäftsbereiche des Unternehmens getroffen. Vor zwei Wochen setzte das Unternehmen den auf Sanierungen von Krisenunternehmen spezialisierten Berater Michael Baur als Generalbevollmächtigten ein.
Gläubigerbanken und Hauptaktionäre hatten den Konzern Mitte August mit einer kurzfristigen Finanzspritze von mehr als einer halben Milliarde Euro gestützt. Den Großteil des Hilfspakets machen Kredite in Höhe von zusammen knapp 400 Millionen Euro aus. Notwendig ist jedoch ein längerfristiges Programm. Unter anderem läuft im September 2025 ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro aus.
An der Frankfurter Börse jedenfalls folgte der Mitteilung des Unternehmens ein Kurssprung: Die Baywa-Aktien legten bis zum frühen Nachmittag um über 15 Prozent auf an die 12,70 Euro zu. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate aber haben die Baywa-Papiere gut 60 Prozent ihres Werts verloren.