Nachkriegszeit: Verdacht auf Gewalt gegen Heimkinder in Pflegestellen

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Heimkinder in Pflegestellen, so auch auf Vermittlung der Kirche im Landkreis Rotenburg. In jüngst entdeckten Briefen schildern sie von Gewalterlebnissen.

Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover hat Hinweise darauf, dass in den 1950er- und 1960er-Jahren Heimkinder in Pflegestellen in Elsdorf (Landkreis Rotenburg) misshandelt wurden. Zum Teil soll auch sexualisierte Gewalt ausgeübt worden sein, wie ein Sprecher mitteilte. 

Nachdem es bereits Hinweise gegeben habe, seien jüngst Briefe der Kinder aufgetaucht. Anlässlich des Pastorenwechsels im Sommer sei in der Kirchengemeinde Elsdorf auf dem Dachboden des Pfarrhauses aufgeräumt worden. Nach einem ersten Dokumentenfund seien im Archiv weitere Ordner mit Briefen von Heimkindern und Jugendlichen entdeckt worden, die diese damals an einen kirchlichen Mitarbeiter in Elsdorf geschickt hatten. Darin schildern sie Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in ihren Pflegestellen. 

Sichtung der Akten bisher nicht abgeschlossen

In einem Fall richten sich den Angaben zufolge Beschuldigungen gegen den Mitarbeiter der Kirchengemeinde selbst. Dieser sei bereits verstorben. Die Sichtung der Akten sei bisher nicht abgeschlossen, sagte der Sprecher. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien vielfach Heimkinder in Pflegestellen untergebracht worden. Die kirchliche Pestalozzi-Stiftung habe zusammen mit dem örtlichen Pfarramt Vermittlungen auf Gehöfte oder in Handwerksbetriebe in Elsdorf betrieben. 

Superintendent zeigt sich erschrocken angesichts der Verdachtsfälle

Carsten Stock, Superintendent im Kirchenkreis Bremervörde-Zeven, sagte, es erschrecke ihn „zutiefst“, was die Betroffenen erlitten hätten. „Dass ein kirchlicher Mitarbeiter von den Vorgängen offenbar Kenntnis hatte und es den Verdacht gibt, dass er selbst sexualisierte Gewalt gegenüber einer jugendlichen Person begangen hat, finde ich furchtbar“, fügte er hinzu.