Das Wahlergebnis hinterlässt bei der Gedenkstätten-Stiftung zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit Besorgnis. Der Leiter sieht Diskussionsbedarf darüber, wie junge Menschen stärker erreicht werden.
Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, sieht im Ergebnis der Landtagswahl auch Folgen für die Ausrichtung der Gedenkstättenarbeit. „Wir müssen uns Gedanken machen, ob wir in ausreichendem Maße jungen Menschen erreichen mit dem, was wir tun. Das muss man auch infrage stellen“, sagte der Historiker der Deutschen Presse-Agentur. Die AfD sei vor allem bei jungen Wählern beliebt. Drecoll sagte: „Vielleicht war ich mir zu sicher, dass die Botschaft, die von der Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Verbrechen ausgeht, einigermaßen klar ist.“
Es reiche nicht, auf die Verbrechen der Nationalsozialisten zu verweisen, sondern es gehe künftig auch darum, noch stärker die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu vermitteln. „Unsere Fragestellungen müssen mehr auf aktuelle Konfliktlinien eingehen. Wir müssen mit der Polarisierung umgehen.“ Im Juli hatte Drecoll auch gesagt, es sei mehr Geld und Personal nötig, damit die Gedenkstätten ihre Bildungsarbeit etwa gemeinsam mit Schulen verstärken könnten.
Dem Ansehen Deutschlands im Ausland droht aus seiner Sicht zudem ein spürbarer Schaden. Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung und ihren Angehörigen bereite die Entwicklung große Sorgen, sagte Drecoll.
Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis der Landtagswahl erreicht die SPD 30,9 Prozent. Die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestufte AfD, die in Umfragen lange vorn gelegen hatte, kam auf 29,2 Prozent.