Während die Menschen in Polen seit Tagen unter dem Oder-Hochwasser leiden, schwillt der Fluss nun auch in Brandenburg immer weiter an. In wenigen Tagen könnte ein kritischer Stand erreicht werden.
Entlang der Oder in Brandenburg bereiten sich die Menschen wegen des erwarteten Hochwassers auf Überschwemmungen vor. In Frankfurt (Oder) hätten die verstärkten Vorbereitungen am nördlichen Teil der Oder-Promenade begonnen, sagte ein Sprecher der Stadt. Zu Beginn der neuen Woche wird mit einer Verschärfung der Lage an dem Grenzfluss gerechnet. Krisenstäbe beobachten die Entwicklung der Flut.
Der Pegelstand in Frankfurt (Oder) lag am Sonntagnachmittag bei 4,30 Metern. Es gilt Alarmstufe 1. Im Normalzustand sind es etwa 2,10 Meter.
Deichläufer gesucht
Der Landrat des Kreises Oder-Spree, Frank Steffen (SPD), plant, sich am Montag bei einer Tour entlang der Oder selber ein Bild von der Lage zu machen. Das sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung der dpa am Sonntag. Am Montagnachmittag trete dann der „Stab Hochwasser“ in Fürstenwalde zusammen. Zudem ist ein Bürgertelefon geschaltet. Es würden auch noch Deichläufer gesucht, sagte die Sprecherin.
Alarmstufe 4 am Mittwoch – Vorhersagen unsicher
Laut Pegelportal des brandenburgischen Landesamtes für Umwelt soll für Frankfurt (Oder) am Dienstag die Alarmstufe 3 erreicht werden, am Mittwochabend dann die höchste Stufe 4. Die Prognose ist aber mit Unsicherheiten behaftet. Richtwert für das Ausrufen der Alarmstufe 4 ist ein Pegelstand in Frankfurt (Oder) von 6 Metern.
Stadtbrücke in Frankfurt unter Beobachtung
Die Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und dem benachbarten Słubice steht seit Sonntag unter besonderer Beobachtung. Es sei vereinbart worden, dass die Entscheidung über Einschränkungen der Einfahrt nach Słubice von der Verkehrslage abhänge, teilte die polnische Stadt mit.
Ursprünglich hatte Słubice angekündigt, am Sonntag ab 7.00 Uhr den Transitverkehr auf der Brücke einstellen zu wollen. Anwohner sollten von den Einschränkungen ausgenommen werden. Am Sonntagnachmittag war die Brücke nach Angaben der Polizei noch für alle Verkehrsteilnehmer passierbar. Viele Menschen nutzten am Sonntag das schöne Wetter für einen Spaziergang an dem angeschwollenen Grenzfluss – auch entlang der Stadtbrücke.
Ministerpräsident warnt vor Hochwasser wie 2010
„Es liegt eine Spannung in der Luft, weil der Wasserspiegel der Oder in den nächsten Tagen deutlich ansteigen wird. Es wird wahrscheinlich das schwerste Hochwasser seit 2010“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke am Samstag bei einem Besuch in Frankfurt (Oder). Damals hatten starke Regenfälle unter anderem zu Überflutungen entlang der Oder geführt.
Woidke schwor die Menschen in der Region auf die drohende Gefahr ein. Es sei nötig, mit allen zur Verfügung stehenden Kräften die Menschen und ihr Hab und Gut zu schützen, so der Regierungschef. „Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung und Solidarität wird uns auch durch diese schwierigen Tage bringen.“ Brandenburg habe eine lange Erfahrung mit Hochwasser-Einsätzen. Zudem sei fast eine Milliarde Euro in den vergangenen Jahrzehnten in den Deichbau investiert worden.