Bisher war das Pilzjahr 2024 in Sachsen-Anhalt und andernorts nahezu ein Totalausfall. Daran wird sich auch im Herbst wohl nicht viel ändern, sagt ein Sachverständiger.
Nach fast leeren Wäldern im Frühjahr und Sommer macht ein Pilzexperte auch für den Herbst kaum Hoffnungen auf volle Sammlerkörbe. „Es ist sehr enttäuschend draußen. Die Pilze wollen oder können nicht“, sagte Stefan Fischer vom Landesverband der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zwar seien immer noch „gute Pilzwochen“ möglich, aber dann müsse das Wetter passen. „Sachsen-Anhalt hatte wochenlang weite Trockengebiete und wenn es geregnet hat, dann stark und schnell“, sagte Fischer. „Die Feuchtigkeit ist abgeflossen, ohne dass sie für die Pilz-Myzelien nützlich war, um stressfrei Fruchtkörper auszubilden.“
Pilzgeflechte möglicherweise im Ruhemodus
Fischer zufolge geht es den Bäumen gut, sie profitieren immer noch von der Nässe im Winter und Frühjahr. „Doch es scheint, als hätten sie kein Interesse, mit den Pilzen zusammenzuarbeiten“, sagte der in Kayna bei Zeitz beheimatete Pilzsachverständige, der auch Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ist. Es sei auch möglich, dass die Myzelien größtenteils regenerieren, ohne oberirdische Fruchtkörper zu bilden. Bei Myzelien handelt es sich um das unterirdische Geflecht eines Pilzes. Baum und Pilz gehen eine Symbiose ein, profitieren also voneinander.
So hätten Sammler bei ihren Streifzügen durch die Wälder bisher oft nur einzelne Speisepilze gefunden, bei längeren Wegstrecken „vielleicht auch mal ein Dutzend“. Randvolle Körbe waren Fehlanzeige. „Selbst die kleinen Moospilze waren nicht da und wenn doch, dann wurde sie von den Schnecken traktiert“, so der 67-Jährige. Ein rein sachsen-anhaltisches Problem sei das aber nicht. „Ich bekomme auch aus anderen Regionen Deutschlands die Meldungen, dass die Wälder fast leer sind, zum Beispiel aus dem Schwarzwald oder dem Allgäu.“ Noch sei die Saison aber nicht vorbei. „Jetzt kommt die Jahreszeit, wo Nebelwetter und Morgentau helfen. Da kann lokal noch was kommen, aber viel sicher nicht.“
Kaum Beratungsbedarf bei Pilzliebhabern
Das wirke sich natürlich auf die Pilzberatungen aus, die unsicheren oder unkundigen Speisepilzliebhabern angeboten werden. In Sachsen-Anhalt sind dem Landesverband zufolge derzeit 68 geprüfte Sachkundige für Pilzaufklärung im Dienst, die an mehr als 50 Orten in die Körbe schauen und beraten. Fischer zieht ein erstes Fazit. „Ich hatte bisher zwei Pilzfreunde bei mir in der Beratung. Und die haben mir Gartenfunde vorgelegt.“