Parteien brauchen Identifikationsfiguren. Die regionalen Unterschiede im Bundesland erschweren dies. Können die Christdemokraten mit der künftigen Führung punkten? Ein Analyst hat eine klare Meinung.
Nach ihrem Landesparteitag muss die rheinland-pfälzische CDU nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Uwe Jun schnell für eine größere Bekanntheit der neuen Führung sorgen. „Viele wissen gar nicht, wer Gordon Schnieder ist. Das war schon für den langjährigen Vorsitzenden Christian Baldauf ein Problem“, sagte Jun der Deutschen Presse-Agentur. Oppositionspolitiker auf Landesebene hätten es allgemein schwer, einen hohen Bekanntheitsgrad zu erlangen. „Zumal in Rheinland-Pfalz, wo eine Gesamtidentität für das Land in der Bevölkerung eher schwach ausgeprägt ist.“
Befragungen zufolge sei im Bundesland eine sehr starke regionale Identität ausgeprägt. Parteien müssten dieser Identität Rechnung tragen und auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen. „Der Pfälzer Kurt Beck und Malu Dreyer, die Trier als ihren Ort hatte, haben das geschafft, indem sie als Integrationsfigur auch in anderen Regionen gewirkt haben“, betonte Jun. „Diese Anschlussfähigkeit muss ein Spitzenkandidat leisten.“
Landes-CDU folgt dem Trend der Bundes-CDU
Beim CDU-Landesparteitag am (heutigen) Samstag in Frankenthal soll Schnieder zum Vorsitzenden gewählt und zum Spitzenkandidaten nominiert werden. Der 49-Jährige aus Birresborn (Vulkaneifel) hat keinen Gegenkandidaten. Die CDU sitzt seit 1991 auf den Oppositionsbänken des Landtags in Mainz.
Er erwarte, dass die Partei mit Schnieder die konservativeren Aspekte stärker in den Vordergrund hebe, sagte Jun. „Das entspricht dem Trend der Bundes-CDU. Angela Merkel hat eine andere Richtung favorisiert.“
Der Politikwissenschaftler mahnte, die CDU habe nur mit Geschlossenheit eine realistische Chance auf einen Sieg bei der derzeit für 2026 geplanten Landtagswahl. „Falls die CDU wieder innerparteiliche Kontroversen aufflammen lässt, schadet sie sich selbst. Die Erfahrung zeigt: Zieht eine Partei nicht geeint in den Wahlkampf und gibt es offen ausgetragene Kontroversen, profitiert der politische Gegner.“