Bewohner der Bodensee-Region werden aufgefordert, Untergeschosse zu meiden. Günzburg ruft vorsorglich Katastrophenfall aus. Verfolgen Sie die Geschehnisse in unserem Ticker.
Der Wetter-Überblick
Es regnet, regnet und regnet im Süden Deutschlands: Vor allem große Teile Baden-Württembergs und Bayerns erwartet ein Wochenende mit erheblichem Dauerregen. Die Wasserstände einiger Flüsse steigen und ein erster Landkreis – Günzburg in Bayern – hat am Freitagabend vorbereitend den Katastrophenfall ausgerufen.
Für weite Teile Bayerns ist bis Sonntag Dauerregen angekündigt. Insbesondere Schwaben und Oberbayern sind betroffen. Bis Samstagnachmittag gab der DWD für diese beiden Bezirke Unwetterwarnungen heraus. Es sei mit „extrem ergiebigem Dauerregen“ der Stufe 4 (von 4) zu rechnen. Durch massive Überflutungen und hohe Pegelstände, unpassierbare oder von Wassermassen eingeschlossene Gebiete bestehe „große Gefahr für Leib und Leben“. Auch in Franken und weiten Teilen der Oberpfalz sei mit Starkregen und am Samstag auch mit Gewitter zu rechnen, so der DWD.
In Teilen Baden-Württembergs wurde ebenfalls die höchste Warnstufe ausgerufen. „Da fällt quasi eine Monatsmenge Regen innerhalb von zwei Tagen“, sagte ein DWD-Meteorologe am Freitagnachmittag. „Es ist vergleichbar mit den Regenmengen, die vor Kurzem im Saarland herunterkamen.“ Wie sich diese Regenmengen auswirken, könne man noch nicht sagen. Am stärksten sind dem Meteorologen zufolge die Regionen Oberschwaben und Ostalb betroffen.
Im Osten Deutschlands müssen sich die Menschen laut DWD auf viel Regen, teils auch auf Gewitter einstellen. Allerdings treffe das Unwetter Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt voraussichtlich weniger stark als zunächst befürchtet.
Alle aktuellen Entwicklungen im Ticker:
10.52 Uhr: Katatstrophenfall auch im Landkreis Auchach-Friedber. Nach den Landkreisen Günzburg und Augsburg gilt auch im Landkreis Aichach-Friedberg der Katastrophenfall. Örtliche Überflutungen im Landkreis hätten über Nacht stark zugenommen, teilte das Landratsamt am Samstag mit. Um die Hilfeleistungen bestmöglich koordinieren und bewältigen zu können, habe Landrat Klaus Metzger (CSU) den Katastrophenfall ausgerufen. Die Lage im Landkreis sei gebietsweise dramatisch, vor allem Dasing, Kissing und Ortsteile von Friedberg seien schwer betroffen. „Deshalb habe ich entschieden, den K-Fall auszurufen. Wir müssen alle Kräfte aktivieren und bündeln, um den Menschen bestmöglich zu helfen“, schrieb Metzger. „Viel Kraft allen!“ Im gesamten Kreisgebiet seien die Feuerwehren im Einsatz. Aktuell seien mehr als 200 Kräfte im Einsatz, die seit Einrichten der Kriseneinsatzzentrale mindestens 200 Einsätze abgearbeitet haben.
10:01 Uhr: Im schwäbischen Landkreis Günzburg sind am Samstag die Pegelstände eines Jahrhunderthochwassers erreicht worden. Das teilte das zuständige Landratsamt mit. In der Nacht zum Samstag seien weitere Sandsäcke gefüllt worden. Bereits am Vortag hatte der Landkreis vorsorglich zusätzliche 15.000 Sandsäcke befüllen lassen. Der Landkreis befinde sich in einem engen Austausch mit den Kommunen, den örtlichen Feuerwehren und dem Technischen Hilfswerk. Ein hundertjährliches Hochwasser ist eine rechnerische Größe und bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in hundert Jahren erreicht oder überschritten wird. Laut einer Sprecherin des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth werden am Samstag an Günz, Mindel und Schmutter entsprechende Wasserstände erwartet. In Donauwörth könnte die Meldestufe am Sonntagabend oder in der Nacht zu Montag erreicht werden.
9:59 Uhr: Der schwäbische Landkreis Augsburg hat wegen der extremen Regenfälle und der steigenden Wasserstände den Katastrophenfall ausgerufen. Es sei damit zu rechnen, dass die Pegelstände in den kommenden Stunden weiter stark ansteigen, teilte das Landratsamt am Samstag mit. Insbesondere die Gemeinden Fischach und Langenneufnach werden demnach betroffen sein. Der Schnerzhofer Weiher sowie ein Staubecken bei Langenneufnach konnten den Angaben zufolge die Wassermassen nicht mehr aufnehmen und laufen aktuell in die Neufnach. Überdies hätten die Flüsse Schmutter bei Fischach und die Zusam bei Fleinhausen die Meldestufe 4 erreicht, einige Straßen im Landkreisgebiet seien überflutet.
9:48 Uhr: Wegen der sich zuspitzenden Hochwasserlage sind im schwäbischen Landkreis Unterallgäu rund 150 Menschen aufgerufen, freiwillig ihre Häuser zu verlassen. Allein in der Ortschaft Babenhausen seien rund 100 Menschen betroffen, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes am Samstag. Weitere 50 Anwohner sollen im Ortsteil Zell in Bad Grönenbach sowie in Dirlewang ihrer Häuser verlassen. Die Menschen sollten teils mit Booten geholt werden. Die Behörden gingen davon aus, dass die Wasserstände eines Jahrhunderthochwassers erreicht werden. Die Dammbereiche würden überflutet, die Hochwasserrückhaltebecken seien größtenteils voll, sagte Landrat Alex Eder (FW).
9:06 Uhr: Die Landstraße 383 bei Reutlingen in Baden-Württemberg ist wegen eines Erdrutsches halbseitig gesperrt worden. Die Sperrung zwischen Reutlingen und Gönningen dauere nach Angaben der Polizei von Samstag bis in den Nachmittag an. Grund dafür war demnach der anhaltende Regen. Auch die Flusspegel in der Region stiegen weiter an, es bestehe in vielen Orten Hochwassergefahr.
8:35 Uhr: Nach einer angespannten Nacht hat sich die Hochwasser-Lage in Oberschwaben und am Bodensee leicht entspannt. „Trotz anhaltenden Dauerregens sind die befürchteten Überflutungen durch Scherzach und Schussen in der Nacht ausgeblieben“, teilte die Stadt Weingarten am Samstagmorgen mit. Es gebe zwar leichte Entwarnung, aber die Lage sei weiter angespannt, sagte eine Sprecherin. In Weingarten bei Ravensburg war Bewohnern am Freitagabend geraten worden, bei Verwandten und Freunden außerhalb der von steigenden Pegelständen gefährdeten Gebiete zu übernachten und Kellerräume und Untergeschosse zu meiden.
8:15 Uhr: Wegen akuter Überflutungsgefahr wurde rund 1300 Menschen im baden-württembergischen Meckenbeuren geraten, ihr Zuhause zu verlassen. Andere Gemeinden forderten Anwohner am Freitagabend vorsichtshalber auf, Kellerräume zu meiden und nötigenfalls für ein paar Tage woanders zu schlafen. Bei der Sicherheitsmaßnahme in Meckenbeuren handele sich nicht um eine Evakuierung, sondern um eine Empfehlung wegen des erwarteten extremen Hochwassers am Fluss Schussen, teilte die Gemeinde in Oberschwaben am frühen Samstagmorgen mit. Eine Evakuierung sei aktuell auch nicht geplant. „Wir hoffen immer noch, dass sich die Wetterlage etwas entspannt und die Hochwasserpegel weniger dramatisch ausfallen als vorhergesagt“, hatte Bürgermeister Georg Schellinger am Freitagabend gesagt. Karte Pegelstände
5:08 Uhr: Der Fluss Zusam im Landkreis Augsburg ist über die Ufer getreten und hat in der Marktgemeinde Straßen überspült und einige Keller geflutet. Es habe aber weder große Schäden noch Verletzte gegeben, teilte die Polizei am frühen Samstagmorgen mit. Die Zusam erreichte laut dem Hochwassernachrichtendienst Bayern am Pegel Fleinhausen in der Nacht die Meldestufe drei von vier. Vor allem große Teile Baden-Württembergs und Bayerns erwartet ein Wochenende mit erheblichem Dauerregen. Es besteht laut Deutschem Wetterdienst (DWD) vielerorts weiterhin die höchste Warnstufe.
4:14 Uhr: Infolge des extremen Dauerregens hat der Landkreis Günzburg im bayerischen Schwaben vor einer Hochwasserlage gewarnt und den Katastrophenfall ausgerufen. Noch am Freitagabend wurden die Campingplätze an den Flüssen Günz, Kammel und Mindel geräumt. Vorsorglich ließ der Landkreis zusätzliche 15.000 Sandsäcke befüllen. „Wir nehmen die Situation sehr ernst“, sagte Landrat Hans Reichhart.
31.05, 23:10 Uhr: Nach starkem Regen und Überflutungen ist ein Mehrfamilienhaus in Lindau am Bodensee vorsorglich evakuiert worden. Weil Wasser eingedrungen war, habe die Möglichkeit eines Kurzschlusses bestanden, sagte eine Sprecherin der Stadt am Freitagabend. Die Bewohner des Hauses wurden demnach mit einem Bus zu einer Turnhalle gebracht, in der sie die Nacht verbringen konnten.
Einige Straßen und Unterführungen im Stadtgebiet seien überflutet, der Stadtbus-Verkehr sei eingestellt, so die Sprecherin weiter. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk seien im Dauereinsatz. Es gebe regelmäßige Lagebesprechungen zwischen Rettungskräften, Feuerwehr, Polizei und Landratsamt. Man behalte die Lage durchgehend im Blick. Der Bevölkerung werde empfohlen, die Nina-Warn-App herunterzuladen.
31.05, 22:44 Uhr: Viele Bewohner von Weingarten bei Ravensburg in Baden-Württemberg sollen wegen Hochwassergefahr die Untergeschosse meiden und auf keinen Fall im Keller schlafen. Diese Empfehlung gab die Feuerwehr am Abend heraus. Wer bei Verwandten und Freunden außerhalb der von steigenden Pegelständen gefährdeten Gebiete übernachten könne, solle dorthin ausweichen.
„Vorsorglich können Sie noch versuchen, wertvolle Gegenstände aus Keller oder Erdgeschoss nach oben zu bringen“, hieß es auf der Seite der Einsatzkräfte. Es sei leider unklar, wie schnell die Pegelstände im weiteren Verlauf steigen würden.
Der Landkreis Ravensburg teilte am Freitagabend mit, es sei nicht auszuschließen, dass einzelne Städte oder Gemeinden möglicherweise Evakuierungsentscheidungen treffen könnten.
31.05, 21:12 Uhr: Infolge des extremen Dauerregens hat der Landkreis Günzburg im bayerischen Schwaben vor einer Hochwasserlage gewarnt und den Katastrophenfall ausgerufen. Noch am Freitagabend wurden die Campingplätze an den Flüssen Günz, Kammel und Mindel geräumt. Vorsorglich ließ der Landkreis zusätzliche 15.000 Sandsäcke befüllen. „Wir nehmen die Situation sehr ernst“, sagt Landrat Hans Reichhart. „Wir wollen die Zeit, die wir jetzt noch haben, bis das Hochwasser den Landkreis Günzburg erreicht, optimal nutzen.“
Die Behörden riefen die Menschen auf, sich von Gewässern fernzuhalten und Keller zu meiden. Die Bewohner müssten sich auf Stromausfälle gefasst machen, hieß es. Das Wasserwirtschaftsamt hat am Freitagvormittag vor Hochwasser im Landkreis Günzburg mit extrem hohen Pegelständen gewarnt.
Quelle: DPA, AFP, DWD