Liebe, Lust, Libido: Frau Schiftan, wie steigere ich meine Lust (wieder)?

Sexfragen und -mythen gibt es zuhauf und wir beantworten sie in dieser Serie gemeinsam mit Sexologin Dania Schiftan. In dieser Folge geht es um das Thema Libido steigern.

Es ist nicht nur ein Phänomen, das bei jahrelang verheirateten Paaren auftritt, auch bei jungen Singles kann es vorkommen, dass die Lust auf Sex fehlt. Das ist ganz unabhängig von der sexuellen Orientierung, dem Alter oder dem Geschlecht. Wer etwas dagegen tun und wieder Schwung ins Liebesleben bringen möchte, kann aktiv werden, sagt Sexologin Dania Schiftan. In unserer Serie rund ums Thema Sexfragen und Sexmythen beantwortet die Expertin dem stern dieses Mal die Frage, wie Männer und Frauen ihre Libido steigern können.

Wie kann ich meine Libido steigern?

Zur Erklärung: Der Begriff Libido stammt aus der Psychoanalyse und beschreibt kurz gesagt den Sexualtrieb, also die Lust auf Sex. Bei einer starken Libido ist diese ausgeprägter als bei einer schwachen. Nicht nur ab einem erhöhten Alter oder in einer langjährigen Beziehung kann es passieren, dass die Lust auf Sex sinkt. Auch jüngere Menschen können Lustlosigkeit empfinden − manchmal auch ungewollt. Sexologin Dania Schiftan hat sich dem Thema Lust in einem kompletten Buch gewidmet. Im September 2024 wird „Das Comeback Deiner Lust“ erscheinen, in dem sie – vor allem – Frauen zeigt, wie sie einfach (wieder) mehr Lust auf Sex bekommen. Eines ist Schiftan dabei aber wichtig zu erwähnen: nur, wenn sie das wollen. „Denn niemand muss Lust haben. Und niemand soll Lust haben. Es ist vollkommen okay, ohne Sex zu leben, solange es dem- oder derjenigen dabei gut geht“, erklärt sie gegenüber dem stern. Dania Schiftan ist Psychotherapeutin und klinische Sexologin. Sie arbeitet zudem als Dozentin, Podcasterin von ihrem Therapiepodcast „Release“ und ist Autorin zweier Erfolgsbücher: In „Coming Soon“ und „Keep it Coming“ erfahren Sie mehr über Ihre eigenen Höhepunkte und Ihren Körper. Ihr drittes Buch, „Das Comeback Deiner Lust“, wird im September 2024 erscheinen.
© Mirjam Kluka

Dania Schiftan findet einen bestimmten Ansatz dabei ebenfalls erwähnenswert: „Fehlt dem anderen Menschen in der Beziehung etwas, ist das ganz grundsätzlich erst mal nicht Ihr Problem. Es wäre wirklich schade, wenn Sie sich nur aus dem Grund Lust wünschen, damit der oder die andere wieder Sex mit Ihnen hat und happy ist.“ Die Expertin möchte Input geben, damit Sie selbst in Ihrem Liebesleben glücklich werden. „Ganz egal, ob Sie Sex mit Ihnen selbst oder mit anderen haben. Denn Sex, der Spaß macht, der erregend ist, der Alltagsstress verpuffen lässt, ist eine riesige Ressource – für Sie. Und Sex, der Ihnen Spaß macht, macht Ihnen Lust auf mehr davon. Dass davon Ihre Partnerschaften profitieren können, kann ein schöner Nebeneffekt sein.“ Der Schlüssel zu diesem Spaß und zu neuer Lust liege aber in Ihnen selbst, in Ihrem eigenen Körper, sagt die Therapeutin.

Wie Sie diesen Schlüssel nutzen, erklärt sie dabei genauer. „Lust ist eine Vorfreude auf das, was kommt. Je interessanter die sexuellen Erfahrungen sind, das Wohlfühlen, die Sinnlichkeit, desto eher mache ich mir gute Erinnerungen und desto eher möchte ich das auch wieder haben.“ Das stehe aber oft zu einem starken Gegensatz zu dem, was man in der Solosexualität lebt. „Hier wollen viele Menschen kurz und schnell zum Höhepunkt kommen − that’s it.“ Mit einem Auflegevibrator oder anderen Hilfsmitteln wird gezielt und meist intensiv stimuliert. Wenn man das dann in der Paarsexualität übernehme und so abspule, also ganz zielorientiert vorgehe, entwickle man immer weniger Vorfreude darauf. Eines der Hauptziele sei also herauszufinden, wie man mehr in der Sexualität erleben kann.

buch dania schiftan

Frau

„Frauen sollen wissen, dass sie jederzeit nein sagen sollen und dürfen, aber sie sollen auch lernen, wie sie Sex als Ressource für sich nutzen können.“ Dazu sollten sie sich frei machen von Dingen, die sie von außen hören, um herauszufinden, was ihnen selbst gefällt. Das kann eine erotische Massage sein, zu der sie sich anmelden, um zu erfahren, wie der sinnliche Körperkontakt ist und ob er erregend wirken kann. Wenn die Lust fehlt, sollte Frau also bereit für Neues sein, um zu testen, welche Berührung sie mag, welche Art von Sex ihr gefallen könnte.

Bei der Auswahl von Sextoys sollte zudem nicht darauf geachtet werden, dass Frau schnell zum Höhepunkt kommt. Es geht vielmehr darum, den eigenen Körper noch besser kennenzulernen und zu spüren, was mich selbst erregt, worauf ich mit einem Partner oder einer Partnerin besonders Lust hätte: sinnlichen Oralsex, aufregende BDSM-Spiele oder etwas anderes? Um das herauszufinden, kann es helfen, Sexspielzeug zu nutzen, um die eigenen Vorlieben kennenzulernen und die Fantasie zu nutzen, um herauszufinden, ob diese Praktiken die Libido steigern könnten. Ein Toy wie etwa ein Zungenvibrator kann helfen, weil er nicht zu schnell zum Orgasmus führt, sondern unterschiedlich stimuliert. Auch Shibari ist eine beliebte Methode, um den Körper (wieder) zu spüren und mit Partner:innen besonders intim zu werden und zu experimentieren. Das sollte aber am besten in einem Kurs unter Anleitung passieren. Wichtig ist, dass die Sexspielzeuge nicht die Körperberührung ersetzen. Sie sollten nur in Maßen ergänzend genutzt werden.

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Mann

Zwar hat sich Dania Schiftan in ihrem neuen Buch stärker darauf konzentriert, wie Frau ihre Libido steigern kann. Aber bei Männern ist das Prinzip ein ähnliches: Mann sollte, um die Libido zu steigern, ganz befreit ausprobieren, was ihm selbst gefällt. Dabei darf auch Mann sich von bestimmten Vorstellungen lösen, beispielsweise, dass er in einem heterosexuellen Miteinander den dominanten Part übernehmen sollte, oder, oder, oder. „Leistungsdruck und die Konzentration darauf, dass der Penis immer wie eine Eins und mindestens eine Stunde lang stehen muss − was übrigens komplett utopisch ist −, sind Gift für eine genussvolle Sexualität“, erklärt die Sexologin.

Mann sollte stattdessen herausfinden, wie er die Vorfreude auf Sex steigen kann: durch entspanntes sich-Zeit-nehmen, vielleicht mal Rollenspiele, eine Stellung, die man noch nie gemacht hat und die einen zum Lachen bringt, oder auch mal Oralsex, beispielsweise unter Einsatz von Gelen mit Geschmack

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Die Möglichkeiten sind fast unzählig und jede:r sollte unterschiedliche Dinge testen, um sich mit dem eigenen Körper und der eigenen Lust auseinanderzusetzen. Nur so kann man auch in einer Beziehung kommunizieren, was man mag und wie man berührt werden möchte. Und das steigert die Qualität im Liebesleben und bestenfalls auch im gesamten Miteinander. Vor allem steigt aber das eigene Wohlbefinden.

Am Ende gilt das, was die Expertin in ihrem neuen Buch versucht zu verdeutlichen: nichts muss, alles kann. Alles, was einem selbst gut tut, was nicht gegen den Willen eines oder einer anderen geschieht, was nicht nur für jemand anderen getan wird und was die ganz eigene Libido steigern kann. Damit der Sex (wieder) Spaß macht, das Leben bereichert wird und mehr Freude entsteht. 

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