Neue Automarken aus China drängen nach Europa – bisher mit bescheidenem Erfolg. Das liegt laut einer Studie auch an Sorgen beim Datenschutz. Experten sehen darin eine Chance für VW & Co.
Sorgen um den Datenschutz könnte laut einer Studie die neuen Automarken aus China ausbremsen. Für jeden dritten Autofahrer ist der Schutz des Fahrzeugs vor Hacker-Angriffen inzwischen ein wichtiges Kriterium beim Neuwagenkauf, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Centers of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Und Herstellern aus China wird hier mit Abstand am wenigsten vertraut. 43 Prozent der Befragten nannten Bedenken bei der Daten-Sicherheit sogar als Ausschlusskriterium für den Kauf eines China-Autos.
„Die deutschen Hersteller haben hier einen Vertrauensvorschuss“, sagt CAM-Experte Stefan Bratzel, der die Studie zusammen mit dem Netzwerk-Ausrüster Cisco Systems erstellt hat. Bei der Frage, ob sie dem Hersteller zutrauen, dass ihre Daten dort sicher sind, belegen Mercedes, BMW und VW die ersten Plätze: 39 Prozent haben hier bei Mercedes „hohes“ oder „sehr hohes“ Vertrauen, 37 Prozent bei BMW und 32 Prozent bei Volkswagen. Ford und Opel landen mit jeweils 26 Prozent auf den Plätzen fünf und sechs, direkt hinter Toyota (29 Prozent). Die VW-Töchter Audi und Porsche wurden nicht einzeln abgefragt.
Auf den letzten Plätzen der 19 untersuchten Marken landen dagegen die neuen chinesischen Herausforderer MG, BYD und Nio: Nur 16 bis 17 Prozent der Befragten vertrauen ihnen beim Datenschutz. Die Diskussion um den Ausschluss von Huawei beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes färbe hier offenbar auf die Autobauer ab. „Das könnte für sie zum Problem werden.“
Chance für Datenschutz made in Germany
Für die deutsche Autoindustrie eröffne sich dagegen die Chance auf ein neues Verkaufsargument. „Das ist ein realer Wettbewerbsvorteil, den es jetzt zu nutzen gilt“, sagt Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung bei Cisco in Deutschland. Datenschutz made in Germany könne sogar zum neuen Exportschlager werden und „die Nachfolge zum Verbrennungsmotor als weltweites Markenzeichen antreten“, so Korff. „Das kann unsere Marke der Zukunft werden.“
Voraussetzung sei aber, dass die Konzerne nun das Thema mit Nachdruck angehen. Denn, so Korff: „Im Augenblick ist das ein Vertrauensvorschuss. Das muss eben noch bewiesen werden.“ Dafür müssten die Hersteller in entsprechende Sicherheits-Architekturen für vernetze Fahrzeuge investieren. „Ein einziger Vorfall kann ausreichen, um dieses Vertrauen zu verspielen. Das ist eine ganz sensible Thematik.“
„Es wird Angriffe geben“
Die Hersteller sollten daher offen mit drohenden Gefahren durch Hackerangriffe und Datenklau im Auto umgehen, rät Bratzel. „Das Thema muss raus aus der Schmuddelecke.“ Denn: „Es wird Angriffe geben. Und dann entscheidet sich, welche Plattform hier etwas widerstandsfähiger ist.“
Wegen des bestehenden Vertrauensvorschusses sei bei den deutschen Herstellern die „Fallhöhe“ dann am höchsten, warnt Bratzel. „Man muss möglichst transparent damit umgehen, wo Risiken drohen und wie man mit den Daten umgeht. Und wenn dann doch einmal was passiert, ist die Fallhöhe nicht so groß.“
Für die Studie hat das Institut YouGov im Juli 1149 Autofahrerinnen und Autofahrer aus ganz Deutschland befragt.