Bei der Energiewende soll Wasserstoff eine zentrale Rolle spielen. In Emden soll das Gas schon bald in großem Stil produziert werden. Vizekanzler Habeck sieht viel Potenzial in der ganzen Region.
Beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Zuge der Energiewende sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Schlüsselrolle für den Nordwesten Deutschlands. Von der Produktion von grünem Wasserstoff über die Speicherung und die Verteilung bis hin zur Abnahme spiele sich der Hochlauf im Nordwesten ab, sagte der Vizekanzler bei dem Besuch eines Baufeldes für einen Elektrolyseur im ostfriesischen Emden. „Die gesamte Wertschöpfungskette bildet sich jetzt quasi in dieser Region ab“, sagte der Grünen-Politiker. „Diese Region ist eine energiestarke Region schon immer gewesen und nun ist sie eine energiestarke Region in der Transformation.“
Habeck besuchte im Rahmen seiner Nordwest-Tour zusammen mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) ein Baufeld östlich der Stadt, auf dem der regionale Energieversorger EWE eine Anlage für die Produktion von Wasserstoff mit einer Kapazität von 320 Megawatt plant. EWE will noch dieses Jahr mit den Bauarbeiten beginnen. Erster Wasserstoff könnte dann ab 2028 hergestellt werden.
Wasserstoff soll für Industrie genutzt werden
Mit erneuerbarer Energie hergestellter Wasserstoff soll einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Um Wasser bei der Elektrolyse in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten, muss sehr viel Energie eingesetzt werden. Wird dazu erneuerbare Energie genutzt, spricht man von „grünem Wasserstoff“. Die Nordseeküste gilt als perspektivreiche Region für die Wasserstoffwirtschaft. Dort kann an Land und auf See viel Windkraftstrom produziert werden.
Das Elektrolyse-Projekt in Emden ist eines von mehreren Wasserstoff-Teilprojekten, die der Energieversorger in dem Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“ (CHC) zusammenfasst. Der in Emden erzeugte Wasserstoff soll unter anderem in der Industrie und im Schwerlastverkehr eingesetzt werden, etwa für wasserstoffbetriebene Busse und Züge.
Die Europäische Kommission hatte im Frühjahr erlaubt, dass in mehreren EU-Ländern insgesamt 33 wichtige Wasserstoff-Infrastrukturprojekte mit Staatsgeldern gefördert werden – darunter auch das CHC-Projekt der EWE. Es wurde als wichtiges Projekt von gemeinsamen europäischen Interesse (IPCEI: Important Project of Common European Interest) eingestuft und mit insgesamt 500 Millionen Euro gefördert.
Gasunie plant Wasserstoffnetz
Die deutschen IPCEI-Projekte sollen laut Bundesregierung ein zentrales Element für das künftige Wasserstoff-Kernnetz werden. Auch das Projekt „Hyperlink“ des Fernleitungsnetzbetreibers Gasunie, was ebenfalls in Emden vorgestellt wurde, zählt zu den IPCEI-Projekten. Damit will der Netzbetreiber ein rund 1.000 Kilometer umfassendes Wasserstoffnetz aufbauen, das wichtige Industrieregionen im Norden und Westen verbindet.
Landeswirtschaftsminister Lies zeigte sich überzeugt, dass der Energiegewinnung auch die Ansiedlung von Industrie folge. „Dem Norden gehört die Zukunft“, sagte er. Niedersachsen sei nicht das Land der Durchleitung, sondern das Land der Wertschöpfung. Er forderte erneut eine Reform der Netzentgelte. Es könne nicht sein, dass die diese im Süden niedriger seien.