Blutige Kämpfe, Morde und Selbstmorde: Warum das New Yorker Gefängnis, in dem der Hip-Hop-Mogul Sean „Diddy“ Combs inhaftiert ist, als berüchtigt gilt.
Normalerweise residiert er auf Star Island, einem Inselchen für Reiche, das vor Miami liegt, mit prächtigem Blick auf die Skyline der Stadt. P. Diddy besitzt dort ein 8000 Quadratmeter großes Anwesen mit neun Schlafzimmern und zwölf Bädern. Nun aber hat er sein sonniges Florida-Dasein gegen ein düsteres Zellenleben in New York eintauschen müssen: P. Diddy sitzt dort im Gefängnis, dem „Metropolitan Detention Center“ in Brooklyn, das ihn als Insasse Nummer 37452-054 führt.
Das Gefängnis ist in New York berüchtigt, die „New York Post“ nennt es die „Hölle auf Erden“, weil es den Ruf hat, besonders „schlechte Haftbedingungen“ zu haben. Die Zellen sind winzig und kalt, immer wieder gibt es Geschichten von blutigen Kämpfen, Morden und Selbstmorden. Es gibt Richter, die sich inzwischen weigern, gewaltfreie Häftlinge dorthin zu schicken. Erst in diesem Sommer gab es dort zwei tödliche Messerangriffe. Und im April stachen Mitglieder einer Gang 44-Mal auf einen Häftling ein, ehe dem Opfer jemand zu Hilfe kam.
Steht in einem Industriegebiet: das „Metropolitan Detention Center“ in Brooklyn
© Mark Lennihan
Seit Sean Combs, wie P. Diddy bürgerlich heißt, am Montag verhaftet und wegen Sexhandels und Erpressung angeklagt wurde, sitzt er im „Metropolitan Detention Center“ ein – und kommt auch nicht auf Kaution frei. Seine Anwälte wollten ihn gegen Zahlung von 50 Millionen US-Dollar aus dem Gefängnis holen, doch der Staatsanwalt vertritt den Standpunkt, Combs stelle eine „extreme Gefahr für die Gemeinschaft“ dar. Also bleibt er im „Metropolitan Detention Center“, kurz MDC.
Vor P. Diddy saß schon R. Kelly hier ein
Das MDC ist ein hässlicher Klotz mit abgedeckten Fenstern und drinnen vielen weißen Gittern. Es liegt in einem Industriegebiet und hat Platz für 1200 Gefangene. Schon R. Kelly saß hier ein, der 2023 wegen Sexualverbrechen, Sexhandel und Erpressung von Kindern zu mehr als 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Und auch Ghislaine Maxwell, die 2022 wegen ihrer Unterstützung von Jeffrey Epstein bei der Misshandlung junger Mädchen 20 Jahre Haft bekam.
Liegt herrlich am Wasser: das Anwesen von P. Diddy auf Star Island in Miami
© IMAGO/Avalon.red
Der verurteilte Sexualstraftäter Epstein nahm sich 2019 in seiner Zelle in Manhattan das Leben, er saß im Schwestergefängnis des MDC ein, das zwei Jahre später wegen schlechter Bedingungen geschlossen wurde. Seither ist das MDC in Brooklyn das Hauptgefängnis von New York. Hochkarätige Insassen wie Sean Combs werden in einer getrennten Einheit untergebracht, in der sie es aber keinesfalls besser haben als alle anderen. „Es herrscht Chaos“, schrieb kürzlich der US-Bezirksrichter Gary Brown, der die Zustände im MDC scharf kritisierte, „und unkontrollierte Gewalt“.
Der Grund ist vor allem Personalmangel. Das Federal Bureau of Prisons, eine Behörde des Justizministeriums, hat sich nun dem MDC in Brooklyn angenommen und setzt sich „ernsthaft mit der Personalbesetzung und anderen Herausforderungen auseinander“, wie es in einer Erklärung heißt. So will man mehr Justizvollzugsbeamte und medizinisches Personal einstellen und 700 zurückgebliebene Wartungsanträge abarbeiten. Aber das hilft P. Diddy jetzt auch nicht weiter.