Espresso Martini ist ein Drink aus den Neunzigern, der eine Wiederauferstehung erlebt. Was ein Supermodel mit seiner Entstehung zu tun hatte und wie Sie den Drink selbst mixen.
Wer kennt es nicht: Freitag Abend, die Stimmung ist ausgelassen, die Bar voll und die Augen schwer wie Blei. Was in der Studienzeit noch daran lag, dass schon am Vortag gefeiert wurde, ist heute die Folge eines langen Arbeitstages. Früher bekämpfte die Müdigkeit ein klebrig-süßer und äußerst vulgärer Mix aus Wodka und Red Bull. Doch die Generation Wodka-E ist erwachsen (oder wenigstens weniger vulgär) geworden und mit ihr änderte sich auch ihr Geschmack zum Guten. Espresso Martini feiert sein Comeback. Gut so, denn er ist nicht nur ein flüssiger Wachmacher, der lecker schmeckt, sondern auch einer, der weitaus mehr Stil versprüht als Billig-Energy mit Ramsch-Wodka aus halbherzig gesäuberten Plastikbechern einer längst vergessenen Flatrateparty.
Der Legende nach bestellte Ende der 80er ein damals noch unbekanntes, aber inzwischen wohl weltberühmtes Model, in der Londoner Fred‘s Bar einen Drink mit den Worten: „Wake me up, and then fuck me up„, zu deutsch: Mach mich wach und hau mich um. Dick Bradsell (4. Mai 1959 bis 27. Februar 2016), seinerzeit Barkeeper in der Lokalität und einer der berühmtesten Cocktail-Mixer Großbritanniens, nahm die Dame beim Wort und kreierte in der Folge den ersten Espresso Martini. Die Geschichte jedenfalls erzählt der Barkeeper in einem Interview höchstselbst.
Doch ob sie wirklich stimmt, weiß niemand so genau. Gerüchteweise soll es sich bei dem späteren Supermodel um Kate Moss oder Naomi Campbell gehandelt haben, wie GQ schreibt – bestätigt ist das aber nicht. Für Campbell und gegen Moss spricht, dass die beiden Superstars vier Jahre trennen. 1989 wäre Moss 15 Jahre alt gewesen – unwahrscheinlich (aber im London der Achtziger nicht unmöglich), dass Bradsell ihr einen Cocktail gemixt hätte. Um wen es sich nun wirklich handelte, hat der Erfinder des Espresso Martini zeitlebens nie verraten. Getreu dem Motto: Was in meiner Bar passiert, das bleibt auch dort.
Schuss in Schwarze: Das steckt im Espresso Martini
So mysteriös der Ursprung des Kaffee-Cocktails auch sein mag, so einzigartig ist auch seine Erfolgsgeschichte. 2017 war der Espresso Martini der meistbestellte Cocktail in Australien. Die Aussies lieben den Drink gar so sehr, dass sie ihn in kleinen Dosen im praktischen Viererpack verkaufen. Circa acht australische Dollar berappen Fans des Wachmachers bei der Supermarktkette Asda für die Köstlichkeit. Hierzulande müssen Mischfaule Amazon bemühen, um einen fertig gebrühten Espresso Martini kaufen zu können.
Besser schmeckt natürlich ein selbst gemixter Espresso Martini – und der hat es in sich. So erzählen selbst die originalen Ingredienzien eine politisch aufgeladene Geschichte: Bradsell verwendet für seine Version Wyborowa Wodka aus Polen. Warum gerade diesen Wodka?
Wie der Erfinder erklärt, galt es wegen des Ost-West-Konflikts Ende der Achtziger noch immer als verpönt, russischen Wodka zum Mixen zu verwenden. Angesehener gewesen sei es, auf polnischen zu setzen. Bradsell wählte Wyborowa, weil der ausbalancierter und purer sei als andere Spirituosen. Neben dem Wodka brauchen Sie für Ihren Espresso Martini noch Espresso, Kaluha, Zuckersirup, Eiswürfel, und das richtige Werkzeug, also einen Messbecher, einen Cocktail-Shaker, die Martini-Gläser und natürlich einen Espresso-Kocher.
Bei der Wahl des Kaffees setzen Sie auf einen klassischen italienischen Espresso, wie beispielsweise den Omkaffee Diamante. Erfahrene Espresso-Trinker mahlen die Bohne frisch und kochen sie im Espresso-Kocher auf, wenn Sie keine Siebträgermaschine ihr Eigen nennen.
Kaluha ist ein bekannter Kaffee-Likör auf Rumbasis der süß und kraftvoll schmeckt.
Bei der Wahl des Zuckersirups setzen Sie idealerweise auf eine neutrale Sorte wie Le Sirup de Monin.
Die Zubereitung
50 ml Wodka30 ml Kaluha10 ml SirupEspressoEiswürfel
Die Zubereitung ist kein Hexenwerk: Zunächst kühlen Sie das Martini-Glas mit Eiswürfeln. Danach geben Sie laut International Bartender Assossiation Eiswürfel in den Shaker und dazu für jeweils einen Espresso Martini 50 Milliliter (ml) Wodka, 30 ml Kaluha, 10 ml Sirup und einen Espresso. Durchschütteln und die Flüssigkeit vom Eis durch Umfüllen trennen. Das Eis aus dem Shaker entfernen und noch einmal den Cocktail ohne Eis im Shaker durchschütteln. Bevor der Espresso-Martini seinen Platz im Martini-Glas findet, entfernen Sie noch die Eiswürfel aus jenem, die es gekühlt haben. Drei Kaffeebohnen auf die Schaumkrone setzen und fertig ist die Köstlichkeit.
Der „falsche“ Martini
Ein echter Martini ist der Espresso Martini mitnichten. Dafür fehlt ihm der trockene italienische Wermut. Seinen Namen verdankt er hauptsächlich dem Dreiecksglas, in dem er häufig serviert wird. Übrigens: Mit Kaluha und Wodka haben sie fast alle Zutaten für einen White Russian zusammen. Fehlt nur noch die Milch obendrauf und schon genießen Sie das Kultgetränk vom Dude aus dem Film „The Big Lebowski“.
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Quellen: theguardian.com, gq.co.uk, youtube.com , iba.com
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