Ursprünglich wollte er nur bis zum Ende der Heim-EM bleiben, doch Julian Nagelsmann geht in seiner Rolle als Bundestrainer auf. In der Nationalmannschaft agiert er etwas anders als im Verein.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat seinen Führungsstil in der Fußball-Nationalmannschaft im Vergleich zu seiner Zeit als Clubcoach bewusst etwas verändert. „Beim DFB mache ich es anders. Ich rede intern sehr klar, aber nach draußen dringt nichts. Auch bei der EM gab es Matches, in denen Spieler unterperformt haben, aber die habe ich nicht öffentlich genannt, auch nicht aus der Emotion heraus“, sagte der 37-Jährige im „Stern“-Interview.
Als Bundesligatrainer von Bayern München, RB Leipzig oder der TSG Hoffenheim habe er früher die Spieler vielleicht „zu oft in den Medien kritisiert. Die Kritik kam zwar an, die Spieler hatten die Botschaft verstanden, bloß verbessert hat sich dadurch nichts“, erklärte Nagelsmann. Im DFB-Team agiere er in diesem Punkt anders: „Da halte ich die Hand schützend drüber. Es ist und bleibt meine Mannschaft.“
Nagelsmann „liebt“ seine Spieler
Diese extrem starke Verbindung zum Team ist für Nagelsmann neu. Als Vereinstrainer habe er „vielleicht drei oder vier Wunschspieler“ gehabt, „bei der Nationalmannschaft spürst du ein anderes Verantwortungsgefühl für die Gruppe“, sagte der Bundestrainer: „Du allein mit deinem Trainerteam hast die Nominierungen gemacht. Du liebst deine Leute und gibst alles für sie.“
Für ihn sei nach den missratenen November-Länderspielen 2023 gegen Österreich (0:2) und die Türkei (2:3) klar gewesen, dass mit Blick auf die Heim-EM neben einem personellen Einschnitt auch zwingend ein Stimmungsumschwung hermusste. „Alle kamen im März wie geschlagene Hunde angereist zu den Spielen gegen Frankreich und die Niederlande. Das war wie eine Selbsthilfegruppe“, verriet Nagelsmann. Er habe den Spielern dann gesagt: „Geil, jetzt spielen wir gegen Frankreich und die Niederlande. Die klatschen wir weg, und dann werden wir Europameister.“
Nagelsmann: Könnte weinen bei Nationalhymne
Deutschland holte im Sommer zwar nicht den Titel, überzeugte aber bis zum dramatischen Viertelfinal-Aus gegen den späteren Europameister Spanien. Außerdem schaffte es das Team, Fußball-Deutschland wieder hinter sich zu vereinen und eine große Euphorie im Land zu entfachen. „Ich kriege jedes Mal eine Gänsehaut bei der Hymne. Wenn ich ehrlich bin, muss ich mich teils sogar darauf konzentrieren, nicht weinen zu müssen“, sagte Nagelsmann.
In den ersten beiden Nations-League-Spielen gegen Ungarn (5:0) und die Niederlande (2:2) übertrug die DFB-Auswahl die EM-Euphorie in die neue Saison. Im Oktober stehen die Partien in Bosnien-Herzegowina und in München gegen die Niederlande an.