In manchen Ländern in Konfliktgebieten ist es üblich, Schutzräume in Gebäuden einzubauen. Zieht Deutschland bald nach?
Wegen wachsender Sicherheitsrisiken sollten nach Empfehlungen von Experten auch in deutschen Gebäuden Schutzräume eingerichtet werden. Als Optionen werden dabei entweder eigens eingebaute und aufwendige „Hausschutzräume“ oder einfachere „bauliche Selbstschutzräume“ etwa in Kellern genannt, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf einen 25 Seiten langen Bericht für die Innenministerkonferenz.
Das von einer Arbeitsgruppe aus Experten des Bundesinnenministeriums, des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BBK) und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erstellte Papier soll den Ministerinnen und Ministern Handlungsoptionen für ein bundesweites Schutzraumkonzept liefern. Diese treffen sich vom 21. Juni an in Potsdam zu ihrer Frühjahrskonferenz.
„Militärische Bedrohung des Nato-Bündnisgebietes scheint real möglich“
Hintergrund ist die Sorge, dass es in einem Kriegsfall auch Angriffe auf Ziele in Deutschland geben könnte. „Eine militärische Bedrohung des Nato-Bündnisgebietes scheint real möglich“, heißt es in dem Bericht unter Verweis auf Verteidigungsszenarien von Bund und Ländern.
Zwar gelte der „direkte Angriff eines Aggressors auf deutsches Staatsgebiet mit Bodentruppen“ als sehr unwahrscheinlich. Denkbar seien aber Angriffe auf verteidigungswichtige Anlagen, Regierungs- und Verwaltungsgebäude sowie weitere kritische Infrastrukturen, um etwa Nato-Truppenbewegungen zu verhindern oder die „Handlungsfähigkeit des deutschen Staates insgesamt einzuschränken und Unruhe in der Bevölkerung zu verbreiten“.
Die Experten befürchteten im Ernstfall keine flächendeckenden Bombardements und großflächigen Zerstörungen, hieß es. Möglich seien aber Angriffe „mit modernen, äußerst präzisen Waffentechnologien wie Raketen oder Drohnen“, bei denen Gefahr durch Kollateralschäden entstehe.
Flächendeckender Ausbau beziffern Experten auf 131 Milliarden Euro
Die in Deutschland gute und überwiegend massive Bausubstanz biete beste Voraussetzungen für einen Schutz vor solchen Schäden, hieß es in dem Papier weiter. Demnach schützen innen liegende Räume oder solche unter der Erdoberfläche bereits ohne Umbau vor einem Teil der anzunehmenden Gefahren. Auf freiwilliger Basis könne mit einfachen Maßnahmen eine „Härtung“ insbesondere von Kellerräumen erreicht werden.
Langfristig empfiehlt der Bericht, den Gebäudebestand in Deutschland eher durch sogenannte „Hausschutzräume“ zu ergänzen. Dabei geht es um aufwendigere Schutzräume in Wohn- oder Geschäftshäusern, Betriebsgebäuden oder öffentlichen Gebäuden.
Die nötige Förderung für den flächendeckenden Ausbau solcher Räume beziffern die Experten auf 131 Milliarden Euro. Dies sei nur als langfristiges Ziel machbar.