Tupperware waren die Erfinder der Küchenbox aus Kunststoff. Ihre Verkaufsshows, die Tupperware-Partys, eine amerikanische Institution. Heute steht die Firma vor der Insolvenz.
Tupperware Brands bereitet sich darauf vor, in den nächsten Tagen Insolvenz anzumelden, das berichtet Bloomberg. Bekannt wurde Tupperware durch zwei unterschiedliche Innovationen. 1946 stellte Gründer Earl Tupper einen flexiblen luftdichten Verschluss für Kunststoffbehälter vor. Die sicheren und robusten Behälter aus Polyethylen waren damals eine Revolution. Kunststoffe waren relativ neu, vor allem so ein elastisches Material kannte man nicht.
Dazu kam der Vertrieb. Brownie Wise machte Tupperware zu einer Firma von Weltgeltung. Sie gilt als einer der größten Verkaufstalente der Nachkriegszeit und erfand die Tupperware-Partys – eine amerikanische Institution. Verkauft wurde nicht in Läden, sondern von Frauen, die auf Kommissionsbasis arbeiteten. Laut Bloomberg arbeitet die Firma auch heute noch mit mehr als 300.000 unabhängigen Verkäufern zusammen, obwohl es inzwischen Läden und Onlinevetrieb gibt.
Brownie Wise in Aktion: Tupperware-Party in den 1950ern.
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Tupperware hat den Markt verloren
Seit Jahren kämpft das Unternehmen mit sinkender Nachfrage und den daraus folgenden Finanzproblemen. Nach Informationen von Bloomberg steht die Insolvenz bevor, weil die Firma ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Tupperware soll über 700 Millionen Dollar Schulden angesammelt haben. Im vergangenen Jahr konnte eine Einigung mit den Gläubigern erzielt werden. Im Juni wurde bekannt, dass die letzte verbliebene Fabrik in den USA geschlossen wird. Doch die Lage der Firma verschlechterte sich weiter.
Der Geist der 1950er
Die Zeit scheint über Tupperware hinweggegangen zu sein. Verschlusssichere Kunststoffboxen gibt es heute in jedem Supermarkt, meist weit günstiger als das Original. Die Tupperprodukte gelten nach wie vor als hochwertig und langlebig. Doch sie haben ihren Preis. Eine Eiswürfelform von Tupperware kostet in Deutschland 22,50 Euro, der Universalbehälter mit 325 Millilitern 12,90 Euro. Tupperware blieb zudem dem Nachkriegsmilieu der US-Hausfrau aus den Vorstädten verbunden. Ein riesiges Sortiment sollte dabei helfen, immer speziellere Aufgaben in der Küche zu bewältigen. In der Zeit von Single-Haushalten, berufstätigen Frauen, Convenience Food und Lieferdiensten geht dieses Konzept jedoch nicht mehr auf.
Das gleiche gilt für den Vertriebsweg über Amateur-Verkäuferinnen. In den 1950ern konnten Hausfrauen so ein wenig Geld dazu verdienen. Die Tupper-Partys waren ein harmloser Spaß im Vorstadt-Leben. Doch wer könnte heute noch an einem Wochentag nachmittags zu einer Verkaufsparty gehen?