Quizfragen zu beantworten, sieht vom heimischen Sofa immer so einfach aus, doch das Studio kann schon mal nervös machen. Diesmal so sehr, dass die Regie in die Sendung eingreift.
Dem 33-jährigen Erzieher Raphael Standhaft sei es verziehen, dass er bei einer Frage mit Köln-Bezug das Handtuch wirft. Doch auch das Publikum lässt Moderator Günther Jauch an diesem Abend hängen. Dass sich ausgerechnet im Kölner Studio von „Wer wird Millionär?“ nur ein Mann meldet, als es um den vollständigen Namen des Kölner Doms geht, sorgt bei dem sonst so entspannten Quizmaster für Entrüstung. 125.000 Euro wäre die Antwort wert gewesen. Offiziell heißt die berühmte Kirche im Rheinland: Hohe Domkirche Sankt Petrus.
Hatte der Erzieher am Anfang noch einen glatten Durchmarsch hingelegt, verbrauchte er bei den 2.000- und 4.000 Euro-Fragen schnell zwei Joker. Für 16.000 Euro wollte Günther Jauch wissen, was kalt und heiß funktioniert. Lackieren, laminieren, frittieren oder doch vakuumieren. Während Standhaft über die richtige Lösung sinnierte, witzelte Jauch: „Meine Fingernägel lackiere ich mir immer eiskalt!“ Der Kandidat meinte dazu, dass dies sicher heiß aussehe. Letztlich weiß sein Telefonjoker, dass Laminieren auch kalt funktioniert.
„Wer wird Millionär“: Der Verzicht auf den vierten Joker rächt sich
So sicher hätte sich auch mal die Dame aus dem Publikum sein sollen, die sich als Joker meldet, aber nur aufgestanden sei, bevor niemand aufstehe. Die richtige Antwort weiß sie nicht, sie setzt ganz auf ihr Bauchgefühl. Raphael Standhaft vertraut darauf und zockt um 64.000 Euro – auch wenn Günther Jauch das gewagt findet. Am Ende geht alles gut und nun wissen alle, dass es der Bundesnachrichtendienst ist, der seit 2022 durch ein unabhängiges Gremium kontrolliert wird.
Hat sich Standhaft in der Sendung als sehr standfest erwiesen, wird die nächste Kandidatin nur zu einer kleinen Randnotiz der Show. Zahnärztin Dr. Xenia Antón verzichtet als einziger Gast des Abends auf den vierten Joker, was sich bereits bei der 4.000-Euro-Frage rächt. Dafür aber hat sie das Studio-Publikum genau beobachtet. „Das sogenannte Zwiebelmuster zählt bis heute zu den Klassikern…“. Als die Antwortmöglichkeit „Anzughemden“ erscheint, sagt sie: „Wir haben heute schon ganz lustige Hemden gesehen.“ Und weist Günther Jauch auf zwei Herren im Publikum hin, die beide das gleiche Hemd tragen.
Der Moderator schnappt sich sein Mikro und fragt die beiden Herren, wie viel ihre Oberbekleidung gekostet habe und wo sie diese besorgt hätten. „Sie haben es gemerkt. Dafür gibt es keinen Cent von uns“, sagt Jauch zur Kandidatin. Ein Joker führt Antón dann doch noch zur richtigen Antwort – dem Zwiebelmuster auf Porzellan. Doch die Frage nach einen Bestsellertitel weiß die Zahnärztin nicht, ihr Telefonjoker auch nicht. Den Zusatzjoker hat sie nicht gewollt und so verzockt sie sich. Zu schmerzen scheint sie der Verlust von 3.500 Euro nicht. So fröhlich habe er noch niemanden mit 500 Euro aus dem Studio gehen sehen, kommentiert Jauch.
Politikberater sorgt für Unterbrechung der Sendung
Danach darf sich der Politikberater Dorian Pensek-Rader auf den Kandidaten-Stuhl setzen. In den hinteren Reihen war er unruhig geworden. Schließlich hat ja der Überhangkandidat schon so viel Sendezeit eingenommen. Also feiert er seine Auswahl erstmal mit einem „Urgeräusch“. So betitelt zumindest Günther Jauch den Aufschrei des Kandidaten.
Der Politikberater lässt seinen CDU-Klienten hoffentlich besser im Scheinwerferlicht aussehen, als er sich selbst präsentiert. Der 25-Jährige, Marke Schwiegermamas Liebling, rutscht sichtlich nervös auf seinem Stuhl hin und her. Damit bringt er die Tontechniker im Studio ins Schwitzen. Die Regie muss sogar kurz die Sendung unterbrechen und Pensek-Raders Mikro neu richten. Es zappelfest anbringen.
Den ersten Joker braucht der Politikwissenschaftler ausgerechnet bei einer Frage zur politischen Geschichte der Bundesrepublik. Jauch will wissen, ob am 7. Mai vor 30 Jahren der München/Magdeburg-Erlass, die Halle/Hannover-Verordnung, die Essen/Erfurt-Regel oder das Berlin/Bonn-Gesetz in Kraft trat. Geschichtsinteressierte wissen natürlich, dass durch diese Regel noch heute politische Institutionen neben der Hauptstadt auch in Bonn zu finden sind.
Als es um 16.000 Euro geht, will der junge Bayer das Publikum um Rat fragen. Ist sich aber nicht sicher, ob er es schon zu sehr mit seinen lauten Gedanken beeinflusst hat. Fragt sie dann aber doch, was bei einem Blauwal zwischen etwa zwischen sechs und acht liegt. Dorian Pensek-Rader schwankt zwischen dem Puls beim Tauchen und der Höchstgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde. 66 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer wählten den Puls. „66 Prozent sind nicht viel. Oder was meinen Sie?“, fragt der junge Mann den Quizmaster. „Fragen Sie mal den Söder“, witzelt Jauch.
Seit er 18 Jahre alt ist, versucht Pensek-Rader schon, in die Sendung zu kommen. Vorbereitet habe er sich mit einer Wissenswand bei seinen Eltern im Keller. Ohne übrigen Joker steigt der Politikberater bei der 64.000-Euro-Frage aus. Von seinen 32.000 Euro will er sich ein paar Michael-Jordan-Sneaker kaufen – ein Sammlerstück für die Vitrine.
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