Stefan Raab inszenierte seine Rückkehr ins deutsche Fernsehen als große Show, bei der sich alles um ihn drehte. Seine Gegnerin Regina Halmich wird im Netz dafür umso mehr gefeiert.
Zum Glück hatte Regina Halmich gut verhandelt, wie sie vor dem Boxkampf gegen Stefan Raab verlauten ließ. Rund 600.000 Euro soll sie bei dem TV-Spektakel verdienen, mitsamt Gage und Werbeeinnahmen. „Ich war als Statistin für die Show vorgesehen. Das wusste ich und habe es mir aber sehr gut bezahlen lassen“, sagte sie der „Bild“-Zeitung nach der Show. Ein großer Teil der Summe kann im Nachhinein als Schmerzensgeld gelten – weniger für die Treffer im Ring, vielmehr für die Art, wie die ehemalige Boxweltmeisterin im Fliegengewicht am Samstagabend behandelt wurde. Auf viele wirkte die Show respektlos.
Regina Halmich Interview 8.30Was war geschehen? Nach neun Jahren Fernsehpause kehrte der Kult-Moderator in die Öffentlichkeit zurück. Vorausgegangen war eine monatelange Geheimniskrämerei mit rätselhaften Videos, die Raab im Fatsuit auf einer einsamen Insel oder beim Schönheitschirurgen zeigten. Selbst Regina Halmich wusste nichts über die körperliche Fitness ihres Gegners.
Ego-Show von Stefan Raab
Der Plan ging auf, die Spannung stieg von Woche zu Woche, und alle rechneten mit einem großen PR-Spektakel. Dennoch überraschte es, wie ausgiebig sich Raab am Samstagabend in der Düsseldorfer Arena feierte – mit Video-Einspielern aus seiner Karriere, Pyro-Show, einer Endlos-Treppe und Hymnen auf sich selbst.
Und Regina Halmich? Die musste warten. Eine halbe Stunde lag zwischen ihrem Einzug und dem Beginn der ersten Runde des Boxkampfs – im Leistungssport eine halbe Ewigkeit. Halmich drohte auszukühlen – und wurde zunehmend zur Randfigur, zur Statistin. Dabei hatte sie sich akribisch auf den Schaukampf vorbereitet. Während die Leistungssportlerin ihn ernst nahm, drohte er zunehmend zu einem PR-Gag und einer Ego-Show von Stefan Raab zu werden.
Das Comeback von Stefan Raab in Bildern
Viele Zuschauer zeigen sich auf Instagram empört: „Sie 30 Minuten im Ring stehen und warten zu lassen, war schon heftig und nicht wirklich fair. War ja kein Schachspiel, sondern extreme, körperliche und mentale Herausforderung“, schreibt ein Zuschauer. Trotz der Widrigkeiten gewann Halmich die sechs Runden nach Punkten. Dennoch ging es respektlos weiter.
Sprüche unter der Gürtellinie
Als Halmich nach dem Kampf kritisierte, dass Raab sich kein einziges Mal im Vorfeld gemeldet oder sehen lassen habe, konterte der: „Ich bin ja kein Altenpfleger.“ Raunen in der Halle, erboste Kommentare im Netz. Nun gehört es zum Erfolgsmodell von Stefan Raab, respektlos zu sein. Manch einer aber hatte den Eindruck, dass der Entertainer den Bogen am Samstagabend überspannte und Halmich für seine Zwecke instrumentalisierte. Sein Humor wirkte auf viele nicht mehr zeitgemäß.
Sie nennt Raab einen „schlechten Verlierer“ 18.55So schreibt ein Zuschauer in den Kommentaren: „Tut mir leid für Regina Halmich, sie wurde fast schon vorgeführt. Das hat nichts mit Show zu tun, wenn der Gegner solche Witze auf ihre Kosten macht, obwohl er ja unbedingt gegen sie kämpfen und das Ganze für sein Comeback nutzen wollte.“ Ein anderer ergänzt: „Die Witze gerade waren schon sehr unangenehm. Zeichen der Zeit nicht gesehen.“
Viel Respekt für Regina Halmich
Umso mehr wird Halmich heute für ihre Leistung gefeiert, nach 17 Jahren Wettkampfpause und aller Ablenkungen zum Trotz gegen einen Mann gewonnen zu haben, der viel größer und schwerer ist als sie. Ein Zuschauer schreibt: „Super von Regina Halmich. Leider viel zu wenig Wertschätzung vor, während und nach dem Kampf. Regina immer Kopf oben, gute Worte, respektvoll. Klare Gewinnerin, nicht nur beim Kampf.“
Es scheint, als habe Regina Halmich dieses Duell gleich zweimal für sich entschieden.