Rekordstrafe: Vater und Sohn wollten in Sri Lanka Insekten sammeln – Land reagiert heftig

Den Urlaub in Sri Lanka nutzten zwei Italiener, um ihrer Leidenschaft zu frönen: Insektensammeln. Die Wilderei kommt ihnen jetzt teuer zu stehen. Das Land verhängt eine Rekordstrafe.

Im Südosten Sri Lankas findet sich der Yala-Nationalpark. Er gehört zu den beliebtesten Wildparks des Landes, täglich durchkreuzen ihn Dutzende Jeeps voller Touristen, die darauf hoffen, einen Leoparden zu erspähen oder Ausschau nach einer Elefantenherde halten. Zwei Italiener hatten anderes im Sinn. Ihr Begehr: Insekten. Im Mai dieses Jahres machten sie sich auf, in dem Nationalpark möglichst viele von ihnen zu fangen – dann wurden sie selbst geschnappt. Die Strafe, die sie nun zahlen müssen, ist die höchste, die in dem Land jemals für Wildtierverbrechen verhängt wurde.

Es war eine Safari der etwas anderen Art, auf die sich Vater und Sohn, 68 und 28 Jahre alt, im Frühjahr machten. Mit Netzen, Lockstoffen, Gläsern und Wachsbeuteln gewappnet, machten die Italiener Jagd auf Insekten. Hunderte hatten sie bereits gefangen, darunter auch 92 verschiedene Schmetterlingsarten, als sie von Park-Rangern geschnappt wurden. Aufgefallen waren die Männer einem Tour-Guide, der sie dabei beobachtet hatte, wie sie mit Insektennetzen in den Wald gingen. Er habe daraufhin ein „verdächtiges Auto“ gemeldet, wie ein Ranger „BBC Sinhala“ berichtete. Ein Blick in den Kofferraum des Autos zeigte dann, der Verdacht war begründet. STERN PAID 24_23 Wilderer Südafrika 9.30

In Sri Lanka Hunderte Insekten illegal gesammelt

Die Wildhüter entdeckten Hunderte Gläser, darin verschiedenste endemische Insekten. Solche also, die nur in bestimmten geografischen Bereichen natürlich vorkommen. In diesem Fall eben in Sri Lanka, keinesfalls aber in Italien, dem Heimatland der Wilderer. Ihre Beute wollten die Männer dann außer Landes schmuggeln. „Es waren mehr als dreihundert Tiere“, sagte der Parkranger. „Als wir sie fanden, waren sie alle schon tot.“ In den Gläsern sei eine Chemikalie gewesen. 

Als Vater und Sohn daraufhin gestellt wurden und ihre Rucksäcke öffnen mussten, hätten die Ranger weitere Hunderte Insekten, lebendig wie tot, in Behältern und versiegelten Beuteln gefunden. Die Männer hätten außerdem Blätter von heimischen Pflanzen gesammelt, berichtet die italienische Zeitung „Il Giornale“.Tiefsee-Kreaturen 18.05

Insekten-Wilderei sorgt für Rekordstrafe

Der 68-Jährige Italiener, ein Arzt, gilt als Insektenliebhaber und gehört in Italien einem Insektenkunde-Verein an. Auch in Sri Lanka, das Land ist bekannt für seinen Reichtum an seltenen Tieren und Pflanzen, wollte der Italiener seiner Leidenschaft nachgehen: Insekten anlocken, sammeln und später in Wachsbeuteln konservieren und mit nach Hause nehmen. Die beiden Männer wurden wegen Verstoßes gegen das Parkschutzgesetzes und wegen Tierschmuggels festgenommen. Bis zu ihrer Verhandlung wurden sie unter Hausarrest gestellt, durften die Insel nicht verlassen. 

Der Arzt selbst war sich bei der Festnahme keiner Schuld bewusst. Wie „Il Giornale“ berichtet, habe er gesagt: „Insekten und Schmetterlinge haben keinen wirtschaftlichen Wert, ich wollte sie nur unter dem Mikroskop studieren.“ Anfang September wurden Vater und Sohn nun wegen des illegalen Sammelns, Besitzes und Transports von Insekten verurteilt. Der Fall hat sich zu einer Art Präzedenzfall entwickelt, der abschreckend für andere Wilderer sein soll. 

Das Gericht verhängte die höchste Geldstrafe, die es in dem Land für Wilderei jemals gegeben hat: 60 Millionen srilankische Rupien müssen die Italiener zahlen, was umgerechnet etwa 180.000 Euro entspricht. Bis Ende September haben sie Zeit, die Strafe zu zahlen. Tun sie es nicht, müssen sie zwei Jahre ins Gefängnis.

Quelle: BBC, Il Giornale, Corriere die Bologna