Die Deutsche Bahn verkauft ihre profitable Logistiktochter Schenker für mehr als 14 Milliarden Euro an den dänischen Konzern DSV. Der Verkaufserlös soll „vollständig“ an die Bahn gehen und deren Verschuldung von über 30 Milliarden Euro „deutlich reduzieren“, wie der Konzern am Freitag betonte. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) erklärte, nun könne sich die Bahn auf ihr Kerngeschäft fokussieren: den Schienenverkehr in Deutschland.
Die Vereinbarung über den Verkauf wurde am Freitag unterzeichnet, wie beide Unternehmen mitteilten. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn (DB) und der Bund müssen noch zustimmen. Ein Abschluss des Geschäfts wird im Laufe des Jahres 2025 erwartet.
Die Deutsche Bahn hatte den Verkaufsprozess für Schenker kurz vor Weihnachten gestartet; es gab zunächst sehr viele Bieter. DSV habe sich mit dem „eindeutig wirtschaftlich vorteilhaftesten Angebot durchgesetzt“, erklärte die DB. Zuletzt mitgeboten hatte auch der Finanzinvestor CVC.
DSV zahlt 14,3 Milliarden Euro, inklusive der bis zum Vollzug des Geschäfts erwarteten Zinsen sind es 14,8 Milliarden Euro. Zudem werde DSV als neuer Eigentümer in den kommenden rund drei bis fünf Jahren rund eine Milliarde Euro in Deutschland investieren.
Bei Schenker arbeiten weltweit rund 72.700 Menschen, der Betriebsgewinn betrug im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro. Der Verkauf sei „die größte Transaktion in der Geschichte der DB„, erklärte DB-Chef Richard Lutz.
DSV-Chef Jens Lund erklärte, es gebe einen „klaren Plan, wie wir gemeinsam das weltweit führende Transport- und Logistikunternehmen werden wollen“. Die Mitarbeiter von DSV und Schenker „werden unsere Stärken bündeln, um einen echten Weltmarktführer in der Branche zu schaffen“. Der Zusammenschluss werde langfristiges Wachstum sichern und nachhaltige Arbeitsplätze in Deutschland schaffen.
Vereinbart wurde laut DB, dass die Arbeitsplätze für einen Zeitraum von zwei Jahren nach Abschluss des Verkaufs geschützt sind. Danach will DSV nach AFP-Informationen 1600 bis 1900 Stellen in Deutschland abbauen, vor allem in der Verwaltung. Bei Schenker läuft bereits ein Sparprogramm mit dem Abbau von rund 800 Stellen.
Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, erklärte am Freitag, die Arbeitnehmerseite werde die Entscheidung des Vorstands, Schenker an die DSV zu verkaufen, im Aufsichtsrat „sorgfältig prüfen“. Für die EVG sei „neben wirtschaftlichen Faktoren maßgebend, wie der Erlös verwendet und vor allem wie Arbeitsplätze gesichert sowie soziale Faktoren berücksichtigt werden sollen“.
Heftige Kritik kam vom Linken-Vorsitzenden Martin Schirdewan: „Die Ampel verscherbelt Schenker für läppische 14 Milliarden Euro, obwohl die Bahntochter in den letzten zwei Jahren mehr als drei Milliarden Euro verdient hat“, sagte er AFP. „Weil man kurzfristig Milliarden braucht, verhökert man Besitz, der auch langfristig viel Geld bringt. Das hat mit vernünftiger Wirtschaftspolitik nichts mehr zu tun.“
Ohne Schenker werde die Bahn noch größere Defizite einfahren und somit jenen Argumente liefern, die die Bahn ganz zerschlagen wollen, sagte Schirdewan weiter. „Was wir hier sehen, ist der Beginn des großen Ausverkaufs.“
Verkehrsminister Wissing argumentierte, die Unternehmenstätigkeit von Schenker habe „keinen Bezug zum Kerngeschäft der Bahn“. Die hohe Verschuldung der DB und der fehlende Investitionsspielraum minderten zudem die Wettbewerbsfähigkeit von Schenker. Der Chef von Schenker, Jochen Thewes, erklärte, „wir freuen uns auf die Zukunftsperspektiven für das dann kombinierte Unternehmen“.