Nach einem ereignisreichen Konzertsommer laden die Festspiele MV zum Abschlusskonzert nach Neubrandenburg. Dort treten Musiker auf, deren Instrumente eher selten mit Klassik verbunden werden.
Nach einem dreimonatigen Veranstaltungsreigen mit Konzerten unterschiedlichster Genres klingen die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern an diesem Sonntag aus. Den Schlussakkord setzen dabei die vier Musiker des Signum saxophone quartet, die als Preisträger in Residence der Festspiel-Saison ihren Stempel aufdrückten. An fast einem Fünftel aller 130 Konzerte waren sie in diesem Sommer beteiligt.
Beim Abschlusskonzert in der Neubrandenburger St.-Marien-Kirche treten sie gemeinsam mit der NDR Radiophilharmonie auf. Auf dem Programm stehen Stücke von Philipp Glass und Astor Piazolla. Unter Leitung der Dirigentin Marzena Diakun spielt das Philharmonieorchester zudem Werke der französischen Komponisten Claude Debussy und Paul Dukas.
Zur Halbzeit des Musiksommers hatten die Festspiele-Organisatoren mit knapp 30.000 Gästen in etwa ebenso viele registriert wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Da danach noch besucherstarke Veranstaltungen folgten wie das „Kleine Fest im großen Park“ von Ludwigslust, ein Picknick-Konzert auf dem Gestüt in Redefin (Landkreis Ludwigslust-Parchim) oder das Open-Air am Schloss Bothmer (Nordwestmecklenburg) ist davon auszugehen, dass die Gesamtzahl der Besucher in etwa das Niveau des Vorjahres erreichen dürfte.
2023 kamen zu den Konzerten etwa 65.000 Besucher. Damit zählten die Festspiele MV erneut zu den publikumsträchtigsten Klassikfestivals in Deutschland.
Musikalische Ehrung für Caspar David Friedrich
Zu den Höhepunkten der nun zu Ende gehenden Saison gehörten neben den Konzerten mit herausragenden Solisten wie dem Geiger Daniel Hope, dem Pianisten Kit Armstrong oder dem Cellisten Daniel Müller-Schott auch die Veranstaltungen, die dem Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) gewidmet waren. Dessen Geburtstag jährte sich Anfang September zum 250. Mal.
So wurde die Konzertante Dichtung „Eismeer“ in Greifswald, der Geburtsstadt des Malers der Romantik, uraufgeführt. Die Komposition von Christian Jost war ebenso ein Auftragswerk wie die Festspiel-Ouvertüre „Mondaufgang am Meer“ von Konstantia Gourzi, die beim Eröffnungskonzert Mitte Juni in Wismar erstmals erklang.
Konzertabsage wegen Nahostkonflikts
Doch gab es auch einen Wermutstropfen. Infolge der Zuspitzung im Nahost-Konflikt fiel das für Mitte August geplante Sonderkonzert des israelischen Galilee Chamber Orchestra in der Konzertkirche von Neubrandenburg aus.
Das Orchester, in dem junge Musiker aus Israel sowohl arabischer als auch jüdischer Herkunft zusammen musizieren, sagte all seine Gastspiele in Europa ab. Neben Neubrandenburg sollten Konzerte mit dem Geiger Nikolaj Szeps-Znaider als Solist auch in Berlin und Amsterdam stattfinden.
Das symbolträchtige Orchester war 2012 in Nazareth gegründet worden, der Partnerstadt von Neubrandenburg. Mit dem Konzert sollte nach Angaben der Initiatoren ein Zeichen gesetzt und die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Gaza-Krieges genährt werden, der aber fortdauert.
Der Erlös des Sonderkonzerts sollte an die Stiftung Polyphony Education gehen, die Träger des Orchesters ist und sich als Brückenbauer zwischen jüdischen und arabischen Gemeinden in Israel mit den Mitteln der Musik versteht.