Am Präsidenten der Universität Göttingen regt sich Kritik. Auch dessen Abwahl steht im Raum. Es gibt aber auch prominente Fürsprecher.
An der Arbeit des Präsidenten der Universität Göttingen regt sich Kritik. Laut einem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hat Uni-Präsident Metin Tolan den Rückhalt des Universitäts-Senats verloren. Ende vergangener Woche hatte Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) in einem Interview mit dem „Göttinger Tageblatt“ bereits Gerüchte über eine mögliche Abwahl Tolans bestätigt. Prominente Fürsprecher sind allerdings gegen eine Abwahl.
Der Senat sowie die Universität wollten sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern. „Im Interesse aller ist uns auch an keiner Eskalation in der Öffentlichkeit gelegen“, sagte Senatssprecher Ramin Yahyapour. „Zu Gerüchten nehmen wir prinzipiell nicht Stellung“, sagte ein Sprecher der Hochschule. Zuvor hatten das „Göttinger Tageblatt“ und die „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“ darüber berichtet.
Papier: Keine Wiederwahl von Tolan
In dem von den stimmberechtigten Mitgliedern des Gremiums verfassten Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, die Lage an der Universität sei ausgesprochen kritisch. Es gebe eine tiefe Vertrauens- und Führungskrise sowie eine unklare Zukunftsstrategie, heißt es in dem Papier von Ende August.
Eine Wiederwahl Tolans 2026 werde es nicht geben, heißt es weiter. Die Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder sehe ihn nicht mehr als geeignet für die Zukunft der Universität an. Hintergrund sind demnach das Scheitern der Georg-August-Universität in der Exzellenzinitiative im Februar sowie die Reaktionen darauf. Im Februar waren alle fünf Anträge der Uni Göttingen für neue Förderungen als Exzellenzcluster abgelehnt worden.
Professoren und Wirtschaftsminister gegen Abwahl
In einem weiteren Schreiben sprachen sich Professoren und Professorinnen verschiedener Fakultäten und Max-Planck-Institute gegen eine Abwahl des Präsidenten aus. Die Gruppe warne „eindringlich vor Maßnahmen, welche die Handlungsfähigkeit des Präsidiums auf unabsehbare Zeit lähmen könnten“, heißt es in dem Papier. Die gegenwärtige Situation könne nicht durch kurzfristige personelle Veränderungen verbessert werden.
Minister Mohrs wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht erneut zu dem Thema äußern und verwies auf das Interview mit dem „Göttinger Tageblatt“. Gegenüber der Zeitung hatte Mohrs betont, dass der Uni-Präsident sein Vertrauen habe. „Ich glaube, dass der Universität im Moment nicht damit gedient wäre, die Handlungsfähigkeit des Präsidiums anzugreifen“. Die beteiligten sollten die wichtigen strategischen Entwicklungen der Universität besser gemeinsam angehen.
In letzter Konsequenz schloss er auch einen Präsidenten, den das Land am Senat vorbei ernennt, nicht aus. „Wenn man bei notwendigen Entscheidungen mit der ständigen Gefahr leben muss, plötzlich als Person infrage gestellt zu werden, anstatt in eine sachliche Diskussion einzutreten, ist das schwierig“, sagte Mohrs. Er betonte aber auch, dass die Autonomie von Hochschulen Verfassungsrang habe.