Hohe Energiepreise, höhere Zinsen und die schwächelnde Konjunktur fordern auch im Südwesten ihren Tribut: Die Zahl der Unternehmenspleiten steigt.
Die Zahl der Firmenpleiten in Baden-Württemberg steigt deutlich. Bei den Amtsgerichten wurden von Januar bis Juli 1.245 Unternehmensinsolvenzen beantragt, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Das waren 340 Verfahren oder 37,6 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023. Am höchsten war die Zahl der Insolvenzen je 1000 Unternehmen demnach im Stadtkreis Mannheim, am niedrigsten im Landkreis Waldshut.
Insgesamt waren im ersten Halbjahr mehr als 11.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der Insolvenz ihrer Firma betroffen. Diese Zahl dürfte nach Einschätzung der Statistiker in Wirklichkeit noch höher sein, da nicht selten bereits vor einem Insolvenzverfahren Jobs abgebaut werden und die Zahl der Beschäftigten nicht bei allen Verfahren bekannt ist. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger summierten sich auf gut 1,8 Milliarden Euro.
Anstieg bereits 2023
Neben den Unternehmen beantragten den Angaben zufolge auch 5.400 Privatschuldner die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens – 737 oder 15,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit gab es in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt rund 6.650 Unternehmens- und Privatinsolvenzen. Die Daten stammen aus einer Auswertung der Insolvenzstatistik.
Die Zahl der Unternehmenspleiten im Südwesten war bereits 2023 um fast ein Viertel auf 1.875 gestiegen. Auf lange Sicht war die Zahl aber noch vergleichsweise niedrig. Experten hatte damit gerechnet, dass im laufenden Jahr noch mehr Firmen in Schieflage geraten. Gründe sind unter anderem die Schwächung während der Corona-Jahre, hohe Energiepreise und gestiegene Zinsen. Außerdem waren Sonderregeln ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Pandemie abzuwenden.