Wer durch das erste juristische Staatsexamen fällt, steht nach langem Studium ohne Abschluss da. In Hessen soll es in Zukunft einen Jura-Bachelor geben.
Jurastudierende in Hessen sollen künftig zusätzlich einen Bachelorabschluss erwerben können. Darauf verständigten sich die Landesregierung und Universitäten im Land, wie das Wissenschaftsministerium mitteilte. Der Bachelorabschluss soll eine neue Perspektive bieten, insbesondere für diejenigen, die das Staatsexamen nicht bestehen, wie Justizminister Christian Heinz (CDU) betonte. Demnach traf das im vergangenen Jahr auf 49 Studierende zu.
„Auf diese Weise können Studierende, die im Verlauf des Studiums bereits entsprechende Leistungen erbracht haben, einen auch international bekannten und anschlussfähigen Hochschulgrad erwerben“, wurde Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) in der Mitteilung zitiert. „Der integrierte Bachelor ist zudem auch ein Angebot an alle, die während des Studiums einen anderen Weg als die „klassischen“ juristischen Berufe anstreben“, sagte Heinz.
Neue Chancen nach nicht bestandenem Staatsexamen
Den Angaben zufolge sollen Studierende, die die Voraussetzungen für die Anmeldung zur staatlichen Pflichtfachprüfung erreicht haben und weiteren Voraussetzungen genügen, den Grad eines Bachelor of Laws (LL.B.) verliehen bekommen. Die Universitäten begrüßen die Entscheidung laut Mitteilung und betonten, dass Studierende auch dann erfolgreich Berufe ergreifen könnten, wenn sie das Staatsexamen nicht absolvieren oder bestehen.
Mit einem rechtswissenschaftlichen Bachelorabschluss wäre zwar keine Arbeit etwa als Richter oder Staatsanwältin möglich, wohl aber ein anschließendes Masterstudium in einem anderen Fach oder ein alternativer Berufsweg. Der Jura-Bachelor war auch im schwarz-roten Koalitionsvertrag als Ziel festgehalten worden.
„Ewige Angst vor dem Nichts“
Laut Wissenschaftsministerium soll die Einigung von Regierung und Unis „zeitnah in die gesetzlichen Bestimmungen einfließen“. Auf Antrag der FDP-Opposition wurde das Vorhaben auch Thema im Landtag. Die liberale Abgeordnete Marion Schardt-Sauer sprach von einer „ewigen Angst vor dem Nichts durch Nichtbestehen: Das Damoklesschwert, das über dem Jurastudium hängt, muss weg. Studentinnen und Studenten, die nicht zum ersten Staatsexamen antreten oder es nicht bestehen, stehen trotz eines jahrelangen Jurastudiums ohne Abschluss da.“ Ihre bereits erbrachten Studienleistungen müssten endlich wertgeschätzt werden – auch im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
Der AfD-Abgeordnete Frank Grobe wandte sich gegen diese Pläne: „In den klassischen juristischen Aufgabenfeldern ist mit einem integrierten Bachelor nichts anzufangen.“ Zu befürchten sei, dass mit so einem „künstlich geschaffenen akademischen Titel den Studenten, die einen vollwertigen Juraabschluss anstreben, die Studienplätze weggenommen würden“.