„Cowboy Carter“: Country Music Awards ignorieren Beyoncés Album – dieser Skandal steckt dahinter

Beyoncé ging bei den Nominierungen der Country Music Awards leer aus, dabei hat sie mit „Cowboy Carter“ Geschichte geschrieben. Ihre Fans sind sauer – aber nicht überrascht.

Stellen Sie sich vor, Sie schreiben Musikgeschichte – aber für den dazugehörigen Preis kommen Sie nicht infrage. Genau so ergeht es Beyoncé gerade. Die Musikerin schaffte es mit ihrem Album „Cowboy Carter“ als erste schwarze Frau überhaupt auf Platz eins der amerikanischen Country-Charts. Mehr noch: Ihr Hit „Texas Hold ‚Em“ war sogar zehn Wochen lang auf Platz eins der Country-Single-Charts und damit der zweiterfolgreichste Countrysong überhaupt dieses Jahr. Und trotzdem ging Beyoncé bei den Nominierungen für die Country Music Awards – der wichtigsten Preisverleihung der Szene – komplett leer aus. Im Netz äußern sich ihre Fans verärgert über die Brüskierung, jedoch wenig überrascht.

Beyonce erreicht Spitze der Country-Charts12.07„Beyoncé hat ihnen eine Steilvorlage geliefert, um ihren Rassismus zu zeigen, und genau das haben sie getan“, heißt es etwa auf „X“. Eine andere Nutzerin kommentiert: „Wenn sie Beyoncé ignorieren, werden sie jede andere schwarze Frau, die eine Nominierung verdient hätte, ignorieren. Das Problem ist viel größer als ‚Cowboy Carter'“. Der Rassismus-Vorwurf kommt nicht von ungefähr: Die Entscheidung über die Nominierungen wird jedes Jahr von den über 7000 Mitgliedern der Country Music Association getroffen – und die tun sich traditionell schwer damit, überhaupt schwarze Künstler und Künstlerinnen zu würdigen. Die Country-Musik-Szene gilt als weiß und konservativ. Bei Beyoncé kommt jedoch noch ein anderer Aspekt hinzu.

Beyoncé trat bereits bei den CMAs auf – und die Erfahrung war prägend

Das ganze Album sei aus einer Erfahrung heraus entstanden, „die ich vor Jahren machte, als ich mich nicht willkommen gefühlt habe… und es sehr deutlich war, dass ich es auch nicht war“, schrieb die 43-Jährige im März auf Instagram. Fans und Beobachter waren sich einig: Damit spielte sie auf ihren ersten und einzigen Auftritt bei den Country Music Awards im Jahr 2016 an. Damals sang sie mit den „Dixie Chicks“ ihren Country-angehauchten Song „Daddy Lessons“ – und wurde vom Publikum ausgebuht. Hinterher hagelte es im Netz rassistische Kritik daran, dass sie überhaupt auftreten durfte. Allein die Tatsache, dass eine schwarze Frau bei den CMAs eine Bühne bekam, hatte für einen Skandal gesorgt. „Cowboy Carter“ kann also durchaus als Kampfansage an die Country Music Awards verstanden werden.

Beyonce Tour 8.00

Es sei kein Country-Album, sondern ein Beyoncé-Album, betonte die Sängerin zwar bei der Veröffentlichung. Doch für „Cowboy Carter“ arbeitete sie mit Country-Legenden wie Dolly Parton und Willie Nelson zusammen, auch Kritikerinnen und Kritiker ordneten das Album dem Genre zu – wenngleich es auch Einflüsse anderer Musikrichtungen habe. Indirekt hat Beyoncé trotzdem Einfluss auf die CMAs genommen: So ist etwa der schwarze Country-Musiker Shaboozey erstmals für zwei CMAs nominiert – er hatte mit Beyoncé auf „Cowboy Carter“ kollaboriert. „Danke Beyoncé, dass du für uns eine Tür aufgestoßen, eine Diskussion angeregt und uns eines der innovativsten Country-Alben aller Zeiten gegeben hast“, würdigte Shaboozey sie auf „X“ nachdem seine Nominierungen bekannt wurden.

Beyoncé selbst hat auf das Ganze noch nicht reagiert. Doch im März fasste sie ihre Sicht der Dinge so zusammen: „Die Kritik, die mir entgegenschlug, als ich erstmals dieses Genre betrat, hat mich dazu gezwungen, bis hinter die Grenzen zu gehen, die mir auferlegt wurden.“ Sie hoffe, dass es in einigen Jahren irrelevant sei, die Hautfarbe eines Künstlers oder Künstlerin in Relation zu einem Musikgenre zu erwähnen.

Quellen: Instagram, „Forbes“, „MSNBC“