Ehrenamt: Bundesverband: Kindergruppen-Boom in Jugendfeuerwehren

Deutschlands Freiwillige Feuerwehren brauchen verlässlich Mitglieder. Sie setzen auf Kinder- und Jugendarbeit, um die Jüngsten für die wichtige Aufgabe zu begeistern – eine Nachwuchsgarantie?

Das Interesse an der Jugendfeuerwehr in Deutschland wächst, die Mitgliederzahlen steigen seit einigen Jahren. „Die Kinderfeuerwehr boomt, es gibt Neugründungen von Gruppen“, sagte Bundesjugendleiter Christian Patzelt vom Verband Deutsche Jugendfeuerwehr. Die Jüngsten näherten sich spielerisch dem Thema, das Einstiegsalter bei der Jugendfeuerwehr sei zehn Jahre. „Das Angebot ist vielfältig und attraktiv, auch weil es anders als beim Fußball keine Trennung nach Altersklassen gibt.“ 

Seit 2020 stieg laut Verbandsstatistik die Mitgliederzahl im Kinderbereich auf das Dreifache an, von 28.325 auf 90.092 im vergangenen Jahr. Im Jugendbereich lag der Zuwachs in diesem Zeitraum bei gut neun Prozent – von rund 242.000 auf über 266.800. Bundesweit gilt überwiegend das Altersspektrum von sechs bis zehn Jahren bei den Kindergruppen, von zehn bis 16 oder 18 Jahren bei den Jugendfeuerwehren – und kann verschieden sein je nach Bundesland. 

Mancherorts fehlt laut Patzelt die Konkurrenz im Freizeitbereich. Daher steigen auch Freiwillige Feuerwehren, die für die Kommunen zur Gefahrenabwehr unverzichtbar sind, in die Jugendarbeit ein. Wenn Sportvereine mangels Mitgliedern fusionierten, Wege länger seien und die Freizeitangebote schmaler würden, sei die Feuerwehr eine Alternative. „Es gibt sie in jedem größeren Ort.“ 

Keine Garantie für Mitgliedschaft

Eine Garantie für die Nachwuchsgewinnung ist der Zulauf aber nicht. „Bei Jugendlichen und Heranwachsenden ändern sich die Interessen“, sagte Patzelt. „Die Herausforderung ist, sie vor Ausbildung oder Studium an das Team zu binden, zu motivieren und integrieren, um das weltweit einmalige System Freiwillige Feuerwehr am Leben zu erhalten.“ Sie sollten schon weggehen können, „aber bei uns bleiben in der Wehr“.

Nach Verbandsangaben waren 2023 bundesweit knapp 356.900 junge Menschen in den 18.311 Jugendfeuerwehren und den 5.944 Kindergruppen der Feuerwehr aktiv, 7,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 114.000 davon waren Mädchen. „Es hat sich gut durchmischt“, sagte Patzelt. Ihr Anteil liege je nach Bundesland zwischen 20 und 35 Prozent. Auch Flüchtlingskinder würden durchaus aktiv eingebunden. „Wir wollen eine Brücke schlagen und zeigen, dass die Feuerwehr zwar die Aufgabe der Gefahrenabwehr hat, aber auch einfach ein Verein ist.“ 

In Sachsen dürfen Kinder jetzt ab fünf mitmachen

In Sachsen stieg die Mitgliederzahl bei der Jugendfeuerwehr nach Angaben des Innenministeriums seit 2008 um rund 40 Prozent von 9.994 auf 16.699 im vergangenen Jahr. „Die vermehrte Öffentlichkeitsarbeit und die finanzielle Unterstützung zeigen deutlich Wirkung.“ Seit 2024 können im Zuge einer Gesetzesänderung schon Kinder mitmachen, die „mindestens das fünfte Lebensjahr vollendet haben“. Bisher lag das Einstiegsalter im Freistaat bei acht Jahren. 

2023 wechselten landesweit mehr als 1.000 Jugendliche in den aktiven Dienst der Feuerwehr. „Sie stellen eine wichtige Quelle der Nachwuchsgewinnung für die Freiwilligen Feuerwehren dar“, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Jugendabteilungen verloren knapp 2.000 Mitglieder aufgrund von Wohnortwechsel, schulischer Belastung oder dem Verlust des Interesses. Dafür wurden über 3.500 neu für die Mitarbeit gewonnen.

In den Kinderfeuerwehren werden die Jüngsten gemäß Entwicklung und Leistungsfähigkeit spielerisch und sportlich betreut und die Brandschutzerziehung gefördert. In der Jugendfeuerwehr erhalten sie auch eine feuerwehrtechnische Ausbildung. Die gesamte Arbeit in den Kinder- und Jugendfeuerwehren ist ehrenamtlich – der Freistaat fördert die Nachwuchsarbeit gemeindlicher Feuerwehren jährlich mit einer dreiviertel Million Euro.

 

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