Filmemacher Coppola warnt vor „Verlust der Republik“ in den USA

US-Starregisseur Francis Ford Coppola hat mit Blick auf die USA vor einer Zersetzung der Demokratie gewarnt. „Amerika ist auf den Ideen der römischen Republik gegründet, aber die Politik ist an einem Punkt angelangt, wo wir die Republik verlieren könnten“, sagte Coppola am Freitag in Cannes. Der Altmeister hatte am Vorabend seinen Film „Megalopolis“ vorgestellt, in dem er eine Parallele zwischen den USA und dem Römischen Reich kurz vor dem Untergang zieht. 

„Männer wie (Ex-Präsident) Donald Trump sind im Moment nicht an der Macht, aber es gibt einen weltweiten Trend zu rechtsextremen und faschistischen Tendenzen“, sagte Coppola. Es sei die Rolle von Künstlern und von Filmen, Licht auf diese Entwicklungen zu werfen. 

Coppola hatte Jahrzehnte lang die Idee seines Films verfolgt. Er habe nicht damit gerechnet, dass sie eine so unerwartete Aktualität erlangen werde, sagte er. „Es gibt Parallelen zwischen den USA und dem antiken Rom.“ 

Der Film „Megalopolis“ löste in Cannes gegensätzliche Reaktionen aus. Manche Kritiker sehen darin ein Meisterwerk, andere einen Flop. Der 85-jährige Regisseur wurde dennoch mit minutenlangem Beifall bedacht. 

Der „Spiegel“ bezeichnete den Film als „ein irres und euphorisches Plädoyer für die Freiheit“. „Megalopolis ist ein ziemliches Durcheinander – widerspenstig, übertrieben und von Überheblichkeit geprägt“, schrieb das Magazin „Deadline“. „The Guardian“ nannte den Film „mega aufgeblasen und mega-langweilig“. 

In „Megalopolis“ geben sich Einwohner eines dekadenten New Yorks wilden Partys hin, amüsieren sich bei Wagenrennen und Ringkämpfen im Madison Square Garden und sind von bröckelnden antiken Statuen umgeben. Ein von Adam Driver verkörperter Architekt mit magischen Fähigkeiten und großen Plänen und ein konservativer Bürgermeister rivalisieren miteinander um die Planung der künftigen Stadt.

Der knapp zweieinhalb Stunden lange Film ist eine Mischung aus Science Fiction und Experimentalfilm mit zahlreichen historischen Anleihen wie Shakespeare-Zitaten und Archivbildern von Adolf Hitler. In der zweiten Hälfte des Films lässt Coppola einen Schauspieler im Saal auf das Geschehen auf der Leinwand reagieren. 

An dem Drehbuch hatte der US-Filmemacher bereits 1983 gearbeitet. Mehrere der Schauspieler, die mitspielen sollten, starben vor der Fertigstellung des Werks. Im Jahr 2001 begann ein erster Dreh in New York, den Coppola nach den Anschlägen vom 11. September zunächst nicht fortsetzte. 

Zur Finanzierung des 120-Millionen-Dollar-Vorhabens hatte Coppola sich von einem großen Teil seines Weinguts in Kalifornien getrennt. „Geld ist mir egal. Freunde sind wichtiger“, sagte er in Cannes dazu. Seine Kinder hätten gute Berufe und seien nicht auf das Erbe angewiesen. 

Beim Gang über den roten Teppich in Cannes mit Strohhut und Gehstock, an der Seite seiner Enkelin, wurde der Altstar von den Zuschauern bejubelt. Coppola widmete den Film seiner vor wenigen Wochen verstorbenen Frau Eleonore, mit der er 60 Jahre lang verheiratet war. Vor 45 Jahren gewann Coppola mit dem Vietnam-Film „Apocalypse Now“ in Cannes seine erste Goldene Palme. 

In den 70ern zählte Coppola zu den jungen Rebellen des „New Hollywood“, die gesellschaftskritische Themen ins Kino brachten und von Happy End-Filmen nichts mehr wissen wollten. Die Mafia-Trilogie „Der Pate“ zählt zu seinen bekanntesten Werken. 

Eine spätere Überarbeitung von „Megalopolis“ – wie er es in der Vergangenheit mit anderen Filmen gemacht hatte – schloss Coppola nicht aus. „Ich verspreche, dass ich in 20 Jahren noch hier sein werde“, sagte er. „Ich habe auch schon begonnen, das Drehbuch für meinen nächsten Film zu schreiben“, fügte er hinzu.