In Paris geht am Sonntag die Olympia-Zeit zu Ende. Bei der Abschlussfeier der Paralympics am Abend im Stade de France in der Pariser Vorstadt Saint-Denis mit 4400 teilnehmenden Athleten sollte nach einer Party unter Mitwirkung von 24 bekannten französischen DJs vor 60.000 Zuschauern das olympische Feuer gelöscht werden. Damit enden in Frankreich rund sechs Wochen des olympischen und paralympischen Ausnahmezustands.
„Ich denke, dass wir alle ein Gefühl der Freude und des Stolzes empfinden werden, den Eindruck, dass etwas zu Ende geht, das es uns ermöglicht hat, uns gemeinsam gut zu fühlen und der Welt zu zeigen, wie wir Spaß haben können“, sagte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zum Abschluss der Spiele am Freitag. Sie werde „gegen den Gedanken ankämpfen, dass wir diese bezaubernde Zeit hinter uns lassen müssen, um unsere vorherigen Leben und unsere traurigen Streitereien wieder aufzunehmen“.
Hidalgo spielte damit auf eine zentrale Frage zum Abschluss der Spiele an: Ob viel bleiben wird vom ungewohnt freudigen und unbeschwerten Klima der Olympia– und Paralympics-Wochen – oder ob Frankreich dagegen schnell wieder zu der mürrischen Stimmung übergehen wird, die das Land angesichts der unsicheren politischen Lage prägt. Eine Stimmung, die von den durch Präsident Emmanuel Macron im Juni ausgerufenen Parlamentswahlen noch verstärkt worden ist.
Nach der Ernennung des 73-jährigen Politprofis Michel Barnier zum neuen Premierminister steht dem Land vielen Beobachtern zufolge eine Zeit erheblicher Instabilität bevor – zumal Barniers Kabinett von der Duldung des rechtspopulistischen Rassemblement National abhängig ist.
Während der olympischen und der paralympischen Spiele habe die Politik hingegen die „Vorstellung eines olympischen Burgfriedens“ respektiert, sagte Sporthistoriker Paul Dietschy der Nachrichtenagentur AFP. Es habe „kein Chaos, keine Demonstrationen oder Streiks“ gegeben, das Image Frankreichs sei durch die Spiele „deutlich verbessert worden“.
Zudem gelang es den Sicherheitskräften im Land, die im Vorfeld befürchteten Anschläge auf die am 26. Juli gestarteten Spiele abzuwenden. Das oft schwächelnde Pariser U-Bahn-Netz funktionierte effizient, ebenso wie der Busverkehr, die Müllabfuhr und die restliche städtische Infrastruktur. „Frankreich hat einen starken Staat, es hat gut funktioniert“, erklärte Historiker Dietschy, der darin eine Widerlegung des im Land grassierenden Pessimismus und Zynismus sieht.
Es bleibt daher fraglich, welche Langzeiteffekte die olympischen und paralympischen Spiele auf Paris und ganz Frankreich haben werden: Ob etwa die massiven Investitionen in der von Armut und Kriminalität geplagten Vorstadt Saint-Denis die dortigen Lebensbedingungen verbessern werden oder das Interesse an sportlicher Betätigung im Land steigt.