Laut einer Dekra-Studie fürchtet jeder zweite Autofahrer horrende Werkstattrechnungen bei Elektroautos. Ist das wirklich ein Problem?
Laut Dekra sind Deutschlands Autofahrer „mehrheitlich davon überzeugt, dass Wartungs- und Reparaturarbeiten an Elektrofahrzeugen teurer sind als bei Verbrenner-Autos“. Das gehe laut Prüfgesellschaft aus einer Studie hervor, die man im Juni 2024 unter insgesamt 1000 Autobesitzern durchgeführt habe. Tatsächlich hält sich das Gerücht hartnäckig, dass die Reparatur von elektrischen Autos im Vergleich mit Verbrennern wesentlich teurer sei – und sich eine Anschaffung daher irgendwann räche.
Die Prüfer der Dekra sind diesem schlechten Ruf nachgegangen und haben mehr als 200.000 Schadensgutachten ausgewertet. Zunächst spielt das Ergebnis Kritikern von Elektroautos in die Karten, denn es heißt, dass die Reparaturkosten bei E-Autos „im Durchschnitt tatsächlich etwas höher liegen als bei Verbrennerfahrzeugen“. Es folgt jedoch ein großes Aber.
„Keineswegs Unterschiede von 30 oder 40 Prozent“
Denn: Der Unterschied, so die Prüfer, sei „bei genauerem Hinsehen nicht so groß, wie manchmal behauptet wird“, heißt es bei der Dekra. Für Bernd Grüninger, Bereichsleiter Gutachten und Mitglied der Geschäftsleitung der Dekra Automobil GmbH, sei das ohnehin ein Vergleich von Äpfeln und Birnen, sagt er.
Elektroautos seien viel jünger als der durchschnittliche Verbrenner, daher seien die anfallenden Kosten für etwaige Reparaturen natürlich höher. Sensorik und Fahrerassistenzsysteme, die man in älteren Fahrzeugen nicht findet, bedeuteten nunmal auch höhere Werkstattrechnungen, sollte mal etwas nicht funktionieren.
Man sei aber nach Auswertung der Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass trotzdem nur gut zehn Prozent höhere Kosten anfielen, so das Ergebnis. „Es geht also keineswegs um Unterschiede von 30 oder 40 Prozent, die auch immer wieder durch die Kfz-Branche geistern“, erklärt Grüninger weiter.
Der Unterschied ergebe sich aus „mehreren Faktoren“, schreibt die Prüfgesellschaft. Das Werkstattpersonal, welches an den Fahrzeugen überhaupt arbeiten dürfe, sei meist höher qualifiziert, und manche Arbeiten würden eine gewisse Vorbereitung vorschreiben, etwa das spannungsfrei Schalten des Fahrzeugs. Ein Zeitaufwand, der sich letztlich in den berechneten Arbeitsstunden wiederfindet.
Lange Garantie auf Elektroautos
Die Untersuchung der Experten erwähnt allerdings, dass sich natürlich dann ein gewaltiger Unterschied ergebe, wenn Hochvoltkomponenten defekt seien, etwa die Antriebsbatterie. Das habe, so die Dekra, „gravierende Auswirkungen auf den Reparaturaufwand“.
Auch das kann man allerdings relativieren. Wenn der Motor eines Verbrenners platzt, sind dessen Reparaturkosten auch bedeutend höher, als bei einer defekten Zündkerze. Wie oft so ein Worst Case eintritt, steht aber auf einem anderen Blatt.
Zudem geben die meisten Hersteller von Elektroautos üppige Garantien auf die Batterien. Üblich sind acht Jahre beziehungsweise für 160.000 Kilometer Garantie auf die Akkus. Bei Lexus sind es sogar zehn Jahre oder eine Million Kilometer.
Dazu kommt, dass viele Hersteller ihre Batterie so bauen, dass man einzelne Segmente tauschen kann. Ein vollständiger Tausch der Batterie ist daher unüblich – mit Ausnahme von Tesla. Hier werden manche Akkus (die neueren „4680 Zellen“) aus Gründen der Karosseriesteifigkeit vergossen, sodass ein Tausch einzelner Module nicht mehr möglich ist. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Entweder wendet man sich an Experten, die den komplizierten Eingriff dennoch durchführen, oder entscheidet sich für eine wiederaufbereitete Batterie, deren Kosten geringer sind.