Es ist eigentlich keine leichte Aufgabe, das Kriegsschiff „USS Manchester“ ausfindig zu machen – die Fregatte ist dafür zu gut getarnt. Aber nur, wenn die Mannschaft mitspielt.
Obwohl die „USS Manchester“ nicht als Tarnkappenschiff konzipiert wurde, sieht man der US-Fregatte durchaus an, dass man sich beim Bau des Schiffes einige Gedanken gemacht hat, wie man es vor feindlicher Ortung schützen kann. Die kantige Bauweise dient beispielsweise nicht der Optik, sondern reduziert die sogenannte Radarquerschnittsfläche, um Feinden das Aufspüren des Schiffes bestmöglich zu erschweren.
Mit der Außenhülle ist es aber nicht getan: Auch die Funktechnik und der Antrieb sind bei einem solchen Schiff in der Regel so gebaut, damit man auf See möglichst unbemerkt bleibt. Zum Leidwesen der Crew gehört dazu auch, dass man alle Verbindungen zur Außenwelt auf ein Minimum reduziert – und nicht, wie vielleicht auf einem Kreuzfahrtschiff, ständig mit Familien und Freunden in Verbindung bleiben kann, wenn man wochen- oder gar monatelang unterwegs ist.
WLAN auf Kriegsschiff vorrangig für private Zwecke eingerichtet
Wie das Fachmagazin „Navytimes“ berichtet, war das für Teile der „USS Manchester“-Crew offenbar kein annehmbarer Zustand. Durch einen Zufall flog auf, dass sich ein kleiner Kreis der Soldaten an Bord ein eigenes Netzwerk installiert hatte, an dessen Ende eine zivile Starlink-Antenne für eine weltweite Internetverbindung sorgte. Es heißt, dass insgesamt 15 Personen davon profitiert hätten. Das Internet soll vorrangig für das Prüfen von Sportergebnissen, das Senden von Nachrichten nach Hause und Streaming von Filmen genutzt worden sein.
Dem Bericht zufolge war die Internetverbindung zunächst nur in den eigenen Kabinen verfügbar, doch man war offenbar schnell unzufrieden mit dem teilweise schlechten Empfang. Also kaufte man Kabel und Repeater, um das Netzwerk auf dem gesamten Schiff erreichbar zu machen.
Um den Privatzugang per Satelliteninternet geheim zu halten, wurde dem Bericht nach mehrfach gelogen und der Kreis der Profiteure klein gehalten – zum Ärger der anderen Crew-Mitglieder, die sich sogar über das Netzwerk beschwerten. Um das Netzwerk besser zu tarnen, wurde der ursprüngliche Name von „Stinky“ auf die Bezeichnung eines Druckers geändert, den es an Bord aber gar nicht gab.
Zwei Schiffsdurchsuchungen, die wegen der Beschwerden stattfanden, blieben ergebnislos – denn die Außenseite des Schiffes wurde dabei nicht unter die Lupe genommen.
Antenne nur durch Zufall entdeckt
Das geschah erst, als eine an militärische Operationen angepasste Internet-Antenne auf der „USS Manchester“ installiert werden sollte. Dabei fiel dem Monteur die bereits angebrachte Empfangsstation auf dem Deck der Fregatte auf, welche er dann höheren Stellen meldete.
„Die Gefahr, die solche Systeme für die Besatzung, das Schiff und die Marine darstellen, darf nicht unterschätzt werden“, resümiert der Bericht, welcher der „Navytimes“ vorliegt. Tatsächlich ist die Ortung einer ungeschützten Starlink-Antenne keine allzu große Herausforderung. Auch in der Ukraine sind die Basisstationen des Satelliten-Internetanbieters als große Gefahr bekannt – gelten aber aufgrund brachliegender Internetleitungen als alternativlos (hier erfahren Sie mehr). Die übrigen Tarnvorrichtungen der „USS Manchester“ waren quasi übergangen worden.
Den beteiligten Personen drohen nun empfindliche Strafen. Die für die Installation verantwortliche Unteroffizierin Grisel Marrero wurde in einem ersten Schritt degradiert und vom Kommando des Schiffes enthoben. Der „Washington Times“ erklärte eine Vorgesetzte, dass „von leitenden Angestellten der Marine erwartet wird, dass sie die höchsten Standards in Bezug auf Verantwortung, Zuverlässigkeit und Führung einhalten“ und „die Marine sie zur Rechenschaft zieht, wenn sie diese Standards nicht erfüllen“.