Im Harz bricht ein Brand in der Nähe des Brockens aus. Dichter Rauch steigt auf. Es gibt aber schon erste positive Nachrichten. Und auch ein Wetterwechsel verspricht Hilfe.
Lange Rauchschwaden am Brocken, Feuerwehren im Dauereinsatz bei Sommerhitze: Am höchsten Berg des Harzes kämpfen Einsatzkräfte am Boden und aus der Luft gegen einen großen Wald- und Flächenbrand. Nach Angaben des Landkreises Harz brennt es auf einer Länge von 1000 Metern. Am Nachmittag ein erster Lichtblick: „Es ist uns gelungen, unter dem Einsatz von viel Manpower und auch Technik, das Feuer jetzt zu fixieren. Das heißt, es breitet sich im Moment nicht weiter aus“, sagte der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse.
Rund um den Gipfel ist immer wieder das Dröhnen der Löschhubschrauber zu hören, die nacheinander Wasser über den Flammen abwerfen. Auch Löschflugzeuge sind immer wieder unterwegs. Über den Brocken zieht Rauch in den Himmel. Bis zur Dunkelheit soll weiter gelöscht werden – vorerst. Die Feuerwehr stellt sich auf einen tagelangen Einsatz ein.
Derzeit ist die Waldbrandgefahr in weiten Teilen Sachsen-Anhalts sehr hoch. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes bleibt es am Samstag und Sonntag weiter warm und trocken. Dabei erreichen die Temperaturen im Ortsteil Schierke in Wernigerode auf 600 Metern Höhe bis zu 27 Grad. Das viele Totholz und die Topographie in den höheren Lagen ist für Brandexperten einer der Gründe für die erhöhte Brandgefahr und erschwerte Brandbekämpfung im Harz.
Feuer brach an mehreren Stellen aus
Das Feuer war am Freitag gleich an mehreren Stellen ausgebrochen – weshalb, ist noch unklar. Die Brandstellen hatten sich später zu einer größeren Feuerfront vereinigt. Vor zwei Jahren hatte der Landkreis Harz den Katastrophenfall wegen eines Brandes am Brocken ausgerufen. Es war die genau gleiche Stelle wie jetzt. Es handelt sich um den Königsberg, eine Nebenkuppe des Brockens.
Einsatzleiter Jerry Grunau sagte dem MDR: „Im Vergleich zu vor zwei Jahren ist die Lage auf jeden Fall schwieriger und schlimmer anzuerkennen.“ Die Lage sei angespannt, sagte Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha dem Sender. Der Wind erschwere die Löscharbeiten.
Nach Angaben der Feuerwehr sind 180 Einsatzkräfte vor Ort. Der Kreisbrandmeister sprach von vier Löschflugzeugen und zwei Hubschraubern. Hinzu komme noch ein Erkundungshubschrauber der Landespolizei Thüringen. Nach seinen Angaben werden noch drei Löschhubschrauber der Bundeswehr erwartet. Gegenwärtig sei man dabei, die Logistik aufzubauen, da die Hubschrauber und Flugzeuge nicht überall landen könnten.
Feuerwehr stellt sich auf tagelangen Einsatz ein
Zur erwarteten Dauer des Einsatzes sagte Lohse: „Wir rechnen mit mehreren Tagen, hoffen aber, dass mit Änderung der Großwetterlage am Montag hier Schluss ist.“ Erst dann soll es regnen. Sorgen bereitet der Feuerwehr, dass Glutnester in der Erde neue Brände entfachen könnten.
Damit sich die Flammen nicht weiter ausbreiten, werden am Boden unter anderem weitere Schutzstreifen geschlagen und Wege geschaffen. Über diese solle der Wassertransport erfolgen. In der Nacht mussten sich einige Feuerwehrkräfte zurückziehen, weil einzelne Schutzstreifen vom Feuer übersprungen wurden. Die Flammen hatten sich auch in den Nachtstunden ausgebreitet.
500 Menschen in Sicherheit gebracht
Das gesamte Gebiet im Nationalpark ist nach Angaben vom Freitag gesperrt, alle Veranstaltungen rund um den Brocken sind abgesagt worden. Der Kreis rief die Menschen auf, Straßen und Zufahrtswege rund um Schierke und den Brocken freizuhalten und die Einsatzkräfte nicht zu behindern. Die Harzer Schmalspurbahnen teilten mit, dass wegen des Waldbrandes die Strecke zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken gesperrt sei.
Am Freitagnachmittag wurden rund 500 Menschen mit Bussen vom Brocken in Sicherheit gebracht. Es handele sich um Wanderer und Sportler, sagte ein Sprecher des Landkreises. Der Weg zum Brocken gilt als einer der meistfrequentierten Wanderwege im Nationalpark Harz.
Weitere Brände in Sachsen-Anhalt
Es ist nicht der einzige Brand, der in Sachsen-Anhalt wütet: Bei Oranienbaum im Osten des Landes sei eine Fläche von 50 bis 55 Hektar betroffen, teilte der Kreisbrandmeister Peter von Geyso am Mittag mit. Wegen des auffrischenden Windes und der Hitze sei die Ausbreitung des Brandes bisher nicht vollständig gestoppt. Insgesamt sind rund 280 Einsatzkräfte vor Ort, auch zwei Löschhubschrauber unterstützen die Arbeiten. Bislang wurden am Samstag laut dem Landkreis fast 50.000 Liter Wasser von den Hubschraubern abgeworfen.
Das Feuer sei auch auf munitionsbelastete Flächen getroffen. Den Angaben zufolge konnte die Ausbreitung darauf jedoch verhindert werden. Am Mittag machte sich Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) ein Bild von der Lage. Sie bezeichnete die Löscharbeiten als herausfordernd. Der Brand war am Freitag in der Nähe der Bundesstraße 107 und eines Wohngebietes ausgebrochen. Zu Beginn war auch die Wohnsiedlung bedroht.
Indes ist nach einem Brand auf dem Truppenübungsplatz Altmark der Betrieb wieder aufgenommen worden. Es übe derzeit ein Panzergrenadierbataillon, sagte der Presseoffizier des Gefechtsübungszentrums des Heeres, Alexander Helle. Die Heide hatte am Freitag großflächig gebrannt, starke Winde trieben das Feuer an. Auslöser war nach Angaben des Presseoffiziers eine Art Rauchtopf gewesen, mit dem der Abschuss eines Panzers simuliert werden soll. Dieses Gerät sei sehr heiß geworden und habe die Heide entzündet.