Der heiße Sommer hat vielen Freibädern, die mit Kostensteigerung und Personalmangel zu kämpfen haben, die Saison gerettet. Corona-Ausfälle beim Schwimmunterricht werden langsam ausgeglichen.
Die heißen und schönen Tage der vergangenen Wochen haben den Thüringer Freibädern viel Zulauf gebracht und vielerorts die Saison gerettet. „Die Saison zeigt sich mit fortschreitendem Verlauf immer positiver“, sagte Patricia Botta von der Stadtwirtschaft Weimar, die in Weimar zwei Bäder betreibt. Nach einem verhaltenen Start im Mai und Juni habe sich die Zahl der Gäste rasant erholt. Wenn die Bedingungen so blieben, könnten ähnlich hohe Besucherzahlen wie 2023 erreicht werden, so Botta.
Ähnlich äußerten sich Betreiber anderer Bäder im Freistaat. In den drei Freibädern in Erfurt hätten die Sonnentage für einen Besucheransturm gesorgt, erklärt Christine Karpe für die Stadtwerke der Landeshauptstadt. Die geplanten Besucherzahlen seien bereits fast erreicht, die Aussicht positiv. Ähnlich fiel die Einschätzung im Waldbad in Ilfeld (Kreis Nordhausen) oder des Bergschwimmbads Struth-Helmershof (Kreis Schmalkalden-Meiningen) aus.
Probleme: Baustellen und Kosten
Durchwachsene Ergebnisse lagen in der Regel an äußeren Umständen – so hatte der Glasfaserausbau in der Region etwa dafür gesorgt, dass das Waldschwimmbad Kleinschmalkalden für Gäste wegen Straßenbauarbeiten kaum erreichbar war, so ein Sprecher. Im kommenden Jahr laufe aber voraussichtlich alles wieder normal. Die Stadt Jena wollte noch keine Angaben machen.
Die größten Herausforderungen für die Bäder liegen nach Angaben von Sprechern bei stetig steigenden Kosten für Energie, Chemikalien oder anstehende Sanierungsarbeiten. Die Badbetreiber versuchten zwar, Preisanpassungen zu vermeiden – möglich sei das aber nicht immer, hieß es.
Unterschiedliche Entwicklung bei Eintrittspreisen
Während etwa die Preise in den Erfurter Bädern in diesem Jahr angepasst werden mussten, stehe im Waldbad Ilfeld nach drei Jahren Stabilität im kommenden Jahr voraussichtlich eine Erhöhung an. In den Weimarer Bädern habe es in diesem Jahr keine Preisanpassungen gegeben, vielmehr hätten seit dieser Saison Kinder unter vier Jahren freien Eintritt.
Aus Erfurt wird zudem berichtet, dass es häufiger Probleme bei der Einhaltung der Hausordnung der Bäder gebe – etwa in Bezug auf Fotografier- und Filmverbote, zu weit ausgebreitete Liegebereiche oder mangelnder Aufsicht von Kindern. Auf ihr Fehlverhalten angesprochene Gäste zeigten sich immer häufiger uneinsichtig. „Letztlich geht es aber nur um ganz normale kleinere Zwischenfälle, die beim Aufeinandertreffen von Menschen entstehen können.“ Das Problem ziehe sich durch alle Nutzergruppen.
Durch Personalmangel kürze Öffnungszeiten
Eine Herausforderung sei die Suche nach geeignetem Personal, hieß es übereinstimmend. Der Mangel an Fachpersonal sei der Hauptgrund, warum gerade kleinere Bäder nur verkürzt öffnen könnten oder ganz schließen müssten, erklärt Steffen Schulze, Sprecher des Thüringer Landesverbands der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Nahezu jeder Badbetreiber sucht Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen.“ Meist würden in Freibädern nur Saisonkräfte benötigt, offene Stellen würden daher oft von Studierenden oder volljährigen Schülern angenommen.
Größere Städte mit Hochschulen seien dabei im Vorteil, auf dem Land gestalte sich die Suche schwieriger. Eine Einschätzung, die etwa Bademeister Tino Schneider vom Waldbad Ilfeld teilt: „In diesem Jahr sind wir gut aufgestellt, aber das kann sich im kommenden Jahr schon wieder ändern.“
Wieder mehr Schwimmunterricht
Gute Nachrichten gibt es in Hinblick auf die Schwimmausbildung für Kinder und Jugendliche, so Schulze: Die durch Schließungen während der Corona-Pandemie entstandenen Ausfälle würden langsam aufgeholt. Problematisch seien teilweise zu geringe Schwimmbad-Kapazitäten und die begrenzte Verfügbarkeit von ehrenamtlichen Helfern. „In vielen Teilen Thüringens gibt es für Schwimmkurse Wartezeiten von bis zu einem Jahr.“
Der DLRG zufolge sind in diesem Jahr in Thüringen bisher vier Menschen ertrunken, zwei weniger als im Vorjahr. Tödliche Unfälle im Wasser ereigneten sich meist außerhalb bewachter Badestellen, die häufigsten Unfallursachen seien Leichtsinn und Selbstüberschätzung, so Schulze. „Wir raten daher dringend davon ab, an unbewachten Badestellen schwimmen zu gehen.“