Tauziehen kann doch jeder, mag sich mancher denken. Doch erfolgreiches Tauziehen verlangt Teamgeist, Konzentration und Kraft – ab heute messen sich die besten der Welt in Mannheim.
Es geht um Teamarbeit, das Gefühl für den Boden und um Kraft: Bei der Tauzieh-Weltmeisterschaft in Mannheim treten von heute (09.00 Uhr) an Mannschaften aus 25 Ländern gegeneinander an. Dabei sind neben zahlreichen Nationen aus Europa auch vier afrikanische, vier asiatische und die USA. Pro Mannschaft ziehen acht Mitglieder am Seil – Ziel ist es, den Gegner vier Meter über die Linie zu bekommen.
„Es geht vor allem natürlich um Kraft und Ausdauer, gerade im Leistungssportbereich zählt vor allem auch die Technik“, sagt Corsin Wörner, Sportdirektor Tauziehen beim Deutschen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verband. Insgesamt 25 Tauzieh-Vereine gehörten zum Verband, die meisten davon befänden sich in Süddeutschland. 2.000 bis 2.500 Tauzieher gebe es, davon rund 20 Prozent Frauen.
Im Winter geht es viel in den Kraftraum, im Sommer mehr ans Seil
Timo Nopper aus Simonswald bei Freiburg begeistert an dem Sport vor allem der Teamgeist: „Der Zusammenhalt am Seil ist echt noch mal eine andere Nummer“, sagt der 28-Jährige. „Wenn einer nicht mehr kann, leiden alle anderen darunter.“ Die Teams würden zudem viel reisen, etwa in die Schweiz, die Niederlande oder nach England.
Die Sportler trainieren laut Wörner das ganze Jahr. Im Winter gehe es viel in den Kraftraum. Vor den Weltmeisterschaften werde dann immer mehr am Seil gearbeitet. „So, dass man im Sommer jetzt drei-, viermal in der Woche am Seil steht, aber dann noch zusätzlich sein Krafttraining absolviert.“ Gezogen wird ohne Handschuhe. Hornhaut an den Händen lasse sich da nicht vermeiden, sagt Wörner – und auch die Unterarme würden irgendwann schlapp machen.
Theresa Schwegler aus Göppingen betreibt die Sportart seit 13 Jahren. „Tauziehen wird so oft verbunden mit irgendwelchen übergewichtigen schweren Männern, die halt an irgendeinem Seil ziehen“, sagt die 27-Jährige. „Für uns war das schon immer auch eine Motivation zu zeigen, dass es ein Sport ist, den auch die Frauen ausüben können.“ Ein Sport, der alle Muskeln beanspruche – bei dem man auch nebenher einiges tun müsse, damit man die richtige Technik ausführen könne.
Ziel ist, im Gleichschritt rückwärtszulaufen
„Jede Mannschaft entwickelt ihre eigene Technik, aber wichtig ist, dass das Seil eine Höhe hat.“ Dazu müssten alle den gleichen Schritt haben, den gleichen Druck am Fuß. „Die ganze Zeit müssen wir den gleichen Fuß bewegen und die gleiche Kraft aufwenden, damit man überhaupt funktionieren kann – das fasziniert mich auch, weil es acht Frauen am Seil sind, die das Gleiche tun müssen.“
Für den 18-jährigen Ben Zürn aus Kirchzarten bei Freiburg ist entscheidend für den Tauzieh-Erfolg, den Boden zu kennen. „Bei einem tiefen Boden muss man gut stehen können, bei einem harten Boden muss man schnell und kraftvoll sein.“ Da müsse man sich immer gut anpassen. Und: „Dann muss man halt der Stärkere sein – psychisch, physisch.“
Laut Wörner gehören die Deutschen zu den Spitzen-Teams. Im vergangenen Jahr etwa wurde die U23-Mannschaft in der Schweiz Weltmeister. Die WM in Mannheim läuft bis Sonntag.