Der FC Bayern und Thomas Tuchel haben keine Einigung über eine Weiterbeschäftigung erzielt, es bleibt bei der vereinbarten Trennung. Und jetzt? Geht der Rekordmeister irreparabel beschädigt aus seiner Trainersuche hervor.
Jetzt herrscht zumindest in dieser Frage Klarheit: Thomas Tuchel wird nicht Trainer des FC Bayern bleiben. Die Verhandlungen seien geplatzt, teilte der Coach auf der Pressekonferenz vor dem letzten Saisonspiel gegen die TSG Hoffenheim mit.
Damit ist der nächste Versuch der Bayern fehlgeschlagen, einen neuen Trainer zu finden. Das Trainer-Trauma des Rekordmeisters erreicht ungekannte Stufen der Tragik, fast möchte man lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Die schon seit Wochen währende Suche, sie könnte massive Folgeschäden für den Verein nach sich ziehen.
Keine Einigung zwischen Tuchel und den Bayern
Es sah nach einem Happy End mit Thomas Tuchel aus
Zunächst hatte es nach einem außergewöhnlichen Happy End in der Beziehung zwischen Tuchel und den Bayern ausgesehen. Ursprünglich hatten sich beide Parteien im Februar auf eine Trennung geeinigt, das Team war im Pokal früh rausgeflogen, gegen Saarbrücken wohlgemerkt, und in der Bundesliga extremen Formschwankungen unterlegen. Vom neuen Meister Bayer 04 Leverkusen wurde man früh abgehängt. Es gab offenbar auch atmosphärische Störungen zwischen Klubführung und Trainer, mit der Konsequenz, dass die Bayern die Reißleine zogen. Ein Abschied auf Raten. Sie feuerten Tuchel nur nicht sofort, weil im Vorjahr ein gewisser Julian Nagelsmann ebenfalls vor Ende der Saison hatte gehen müssen, was sich später als Fehler herausstellte.EM-Kader: Diese Spieler sind bereits nominiert 22.22
Dann hagelte es Absagen von Trainern (Alonso, Nagelsmann, Rangnick, Glasner), gleichzeitig brillierte die Mannschaft in der Champions League und erreichte das Halbfinale gegen Real Madrid. Trainer und Team präsentierten sich als harmonische Einheit inklusive Gute-Laune-Kabinenfoto. Die Mannschaft, hieß es plötzlich, wolle Tuchel halten. Also keimte auf beiden Seiten die Idee: Warum es nicht noch mal miteinander versuchen?
Nun wissen wir: Der Dialog ist gescheitert und die Trainersuche der Bayern endgültig eine Farce. Über die Gründe kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. Es heißt, Tuchel habe einen neuen Vertrag gefordert. Mit dem alten, der nur bis 2025 datiert war, wäre er seiner Meinung nach Gefahr gelaufen, als Interimstrainer abgestempelt zu werden. Im Aufsichtsrat soll es Widerstand gegen die Lösung gegeben haben. Es liegt nahe, dass der Coach deshalb die Absage erteilte.
Die Folgen für den FC Bayern könnten desaströs sein
Für die Bayern sind die Folgen noch gar nicht abzusehen. Die erfolglose Trainersuche hat den neuen Sportvorstand Max Eberl massiv beschädigt, da ist er noch kein halbes Jahr im Amt. Gleiches gilt für Sportdirektor Christoph Freund. Eberl sollte der neue starke Mann bei den Bayern werden, nun wirkt er schwach bei der wichtigsten Personalie. Auch die Rolle der Aufsichtsratsmitglieder Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wird zu hinterfragen sein. Eberl und Freund favorisierten die Tuchel-Lösung.
Beschädigt ist auch der neue Coach, wer immer das auch werden mag. Der ominöse Neue wird mit der gewaltigen Hypothek in die Saison gehen, nur sechste (!) Wahl gewesen zu sein. Heißt im Umkehrschluss: Mit jeder Absage wird es für den Verein schwerer, einen neuen Übungsleiter zu finden, weil nicht jeder Trainer unter solchen Bedingungen einen derart exponierten Job annimmt.
Ließe sich die Posse noch steigern? Es ist jedenfalls nicht bekannt, dass ein Verein schon mal ohne Trainer in eine neue Saison gestartet ist.