Intimes Fotoprojekt: Was Fotos von Menschen in Schlafzimmern über sie verrät

In Schlafzimmern trifft man auf intimste Momente, Sonderbarkeiten und auch auf Abgründe. Barabara Peacock hat überall in den USA Menschen in ihren eigenen vier Wänden fotografiert.

Mit der Kamera an den Ort vorzustoßen, an dem Menschen sich unbeobachtet wähnen, wehrlos scheinen, sich schlafen legen, vielleicht sogar sie wirklich selbst sind, ist sicherlich kein innovatives Projekt. Fotoarbeiten, die das Schlafzimmer als Kulisse wählen, gibt es viele. Und doch fängt die preisgekrönte Fotografin Barbara Peacock mit ihrem Projekt „American Bedroom“ das Leben von Amerikanern und Amerikanerinnen erstaunlich erzählend und zugleich subtil ein. Ihren Bildern entgegen stellt sie Zitate der Porträtierten. Das ist oft berührend, manchmal schockierend und immer eindrucksvoll. 

Seit Projektbeginn gewann sie mit „American Bedroom“ den Getty Editorial Grant, den Women Photograph/Getty Grant, drei LensCulture Awards sowie vier Top 50 Critical Mass Awards und wurde zu den Top 100 Fotograf*innen in Amerika 2020 gezählt.

Peacock selbst erzählt so davon, wie sie zu der Idee kam:

„Die Entstehung von American Bedroom begann an einem Frühlingsmorgen, als ich aus dem Fenster meines Schlafzimmers in meinen Garten blickte. Als ich mich umdrehte, sah ich meinen Mann in Bettwäsche gehüllt, in schwaches bernsteinfarbenes Licht getaucht, wie ein Renaissance-Gemälde aussehen. Der Haken an der Sache war seine Schnarchmaske, die eine Dichotomie des Klassischen und des Zeitgenössischen schuf. Ich kicherte ein wenig. Als ich mich mit meinem Kaffee zurück ins Bett legte, schwirrte mir der Begriff „Wiedergeburt des Naturalismus“ im Kopf herum. Ich stellte mir die Szene als Foto vor und überlegte mir, wo und wie ich erscheinen würde. Dann kamen mir unsere Nachttische in den Sinn – bedeckt mit Büchern, Wasser, Schlafmitteln, Notizbüchern für nächtliche Gedanken und Kaffeeringen.

Ich glaube, das Schlafzimmer ist nicht nur ein privater Ort, sondern ein heiliger Ort, den wir als Schrein für unser Leben errichten (auch wenn wir wohnungslos sind) und in dem wir fast ein Drittel unseres Lebens verbringen.Es ist ein Beispiel für unser Dasein; es ist ein Ort, um zu lieben, zu trösten, zu sein, Leben zu schenken, wiederherzustellen, zu genesen, zu trauern, krank zu sein und zu sterben. Eines weiß ich ganz sicher: Jedes Leben ist wichtig, und jeder hat eine Geschichte zu erzählen.“