Das Land wirbt massiv um Lehrer, kann die Lücken aber nicht schließen. Seiteneinsteiger werden somit immer wichtiger.
Allen Bemühungen um die Gewinnung zusätzlicher Lehrer zum Trotz können immer mehr Schulen in Mecklenburg-Vorpommern wegen Lehrermangels nicht den regulären Unterricht absichern. Wie Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) in Schwerin mitteilte, wurden zu Schuljahresbeginn an 24 der insgesamt 499 Schulen in öffentlicher Trägerschaft nicht alle Stunden planmäßig gegeben. Im Vorjahr sei dies an elf Schulen der Fall gewesen. Unter anderem durch Abordnung von Lehrkräften, fächerverbindendes Lernen oder die Nutzung digitaler Lernmethoden werde versucht, die Lücken rasch zu schließen.
Viele Seiteneinsteiger unter Neueinstellungen
Nach Angaben der Ministerin wurden zu Beginn des neuen Schuljahres 631 Lehrkräfte in den Schuldienst des Landes übernommen. Für das laufende Jahr sei mit insgesamt 800 bis 1.000 Neueinstellungen zu rechnen. Knapp 100 Stellen seien aktuell ausgeschrieben. Laut Oldenburg arbeiten an den Schulen in öffentlicher Trägerschaft derzeit 11.850 Lehrkräfte. Mit den Lehrern an Schulen in freier Trägerschaft seien es insgesamt 13.920. Das sind knapp 200 mehr als im vorigen Schuljahr. Die Zahl der Schüler wuchs um 1.200 auf 164.200.
Nur ein Viertel der neu eingestellten Lehrer waren ehemalige Referendare, die nach erfolgreich absolviertem Vorbereitungsdienst direkt übernommen wurden. Knapp 200 ausgebildete Pädagogen fanden über Stellenausschreibungen in den Schuldienst des Landes, 240 sind sogenannte Seiteneinsteiger.
„Die Zahlen belegen, dass der bundesweite Lehrkräftearbeitsmarkt von grundständig ausgebildeten Lehrkräften nahezu erschöpft ist. Wir sind daher auf Lehrkräfte im Seiteneinstieg dringend angewiesen. Ohne sie geht es nicht“, sagte Oldenburg. Diese würden umfassend qualifiziert und durch Mentoren bei der täglichen Arbeit begleitet. Bevor Seiteneinsteiger das erste Mal unterrichteten, hätten sie eine dreimonatige Vorqualifizierung hinter sich.
Mehr Deutsch und Mathe
Oldenburg verwies auf Neuerungen im Unterricht, die mit diesem Schuljahr wirksam wurden. So stehen für Grundschüler in den Jahrgangsstufen 3 und 4 pro Woche zusätzlich eine Stunde Deutsch und eine Stunde Mathematik auf dem Stundenplan. Allein das erfordere 60 zusätzliche Stellen. Mit Hilfe des sogenannten Lesebandes solle durch alle Jahrgangsstufen der Grundschule hindurch das Lesen gezielt gefördert werden.
Lehrermangel verschärft sich noch
Nach den Worten der Ministerin stellt die Sicherung des Lehrernachwuchses angesichts des bundesweiten Bedarfs weiterhin eine große Herausforderung dar. Um aus dem Beruf ausscheidenden Pädagogen zu ersetzen, würden bis 2030 mehr als 5.000 neue Lehrer benötigt. Von den Universitäten im Land seien aber nur 2400 Absolventen zu erwarten. „Wir müssen also mehr als 50 Prozent auf anderen Wegen gewinnen, dürfen aber auch nicht aus anderen Bundesländern abwerben“, erklärte Oldenburg. Die größten Personallücken zeichneten sich an Landschulen ab. Deshalb werde die Werbung für eine Anstellung an solchen Schulen weiter verstärkt.