Landgericht Frankfurt: Mordprozess wegen erstochener Frau – „meine größte Liebe“

Jahrelang soll ein Mann seiner Frau immer wieder Gewalt angetan haben. Nachdem sie sich getrennt hatte, soll er sie vor den Augen des gemeinsamen Babys niedergestochen haben.

Ein Mann, der seine Ehefrau mit 60 Messerstichen und -schnitten getötet haben soll, steht in Frankfurt vor Gericht. Die Tote sei seine „größte Liebe überhaupt“ gewesen, sagte der 52-Jährige zu Prozessbeginn am Landgericht. „Sie war ein wunderbarer Mensch.“

Der Deutsch-Iraner soll seine Frau, die sich kurz zuvor von ihm getrennt hatte, im Juli 2023 getötet haben. Die Staatsanwaltschaft geht von heimtückischem Mord aus niedrigen Beweggründen aus, er habe einen „von Eifersucht geprägten Kontrollwahn“ besessen und ein „traditionell iranisches Rollenmuster“ gelebt. 

Ehe von Anfang an von Gewalt geprägt

Das Paar war 20 Jahre lang verheiratet gewesen und hatte drei Söhne. Mann und Frau betrieben in Frankfurt eine erfolgreiche Firma, beide hatten studiert, sie trug einen Doktortitel. Finanziell ging es ihnen ausgezeichnet, wie der Angeklagte mit sanfter, leiser Stimme schilderte. Es war genügend Geld da, um die Jungs auf einer Privatschule in Bad Homburg unterrichten zu lassen und 3.000 Euro jeden Monat nur für Bio-Lebensmittel auszugeben. 

Gleichzeitig war die Ehe fast von Anfang an von Gewalt seitens des Angeklagten geprägt gewesen, so las es die Staatsanwältin aus der Anklage vor. Auch gegenüber den Söhnen sei er gewalttätig gewesen. 

Im Mai 2023 soll der Mann schließlich versucht haben, seine Frau zu vergewaltigen, und gedroht haben: „Schlagen ist noch gar nichts. Ich kann dich auch töten.“ Einer der jugendlichen Söhne wählte den Notruf, laut gerichtlicher Anordnung durfte sich der Mann nicht mehr dem gemeinsamen Haus in Frankfurt und der Frau nähern. Das soll er nicht akzeptiert haben. 

Mann lauert Frau in Park auf 

Am Tattag, dem 3. Juli 2023, soll er ihr vormittags in einem Park in der Nähe ihres Hauses aufgelauert und sie bedrängt haben. Die Frau, die mit dem gemeinsamen Baby unterwegs war, reagierte panisch. Als sich ein Zeuge einmischte, lief der Mann davon in die Wohnung seines Bruders. Dort beschloss er der Anklage zufolge, seine Frau zu töten. 

Er soll sich ein Messer eingesteckt und von einem seiner Söhne den Haustürschlüssel gestohlen haben. In dem Wohnhaus seiner Frau soll er zu dem in seinem Bettchen liegenden Säugling gegangen sein. Die 40-jährige Frau habe versucht, ihr Kind zu schützen, hieß es in der Anklage. Ihr Mann soll sie geschlagen und dann mit dem Messer in ihren Oberkörper, den Hals und das Gesicht gestochen haben. 

„Ist meine Frau endlich tot?“

Nachdem die Frau zu Boden gesackt war, soll er den Notruf gewählt und mitgeteilt haben, er habe gerade seine Frau erstochen. Dann soll er sich mit dem Baby auf dem Arm ins Wohnzimmer gesetzt und auf die Einsatzkräfte gewartet haben. „Ist meine Frau endlich tot?“, fragte er laut Anklage. Sie war noch am Tatort unter anderem am Blutverlust und einem Durchstich des Herzens gestorben. 

Die Schwurgerichtskammer hat bislang Termine bis Ende Oktober festgelegt. Die Söhne des Paares sind in dem Prozess als Nebenkläger vertreten.