Jetzt also doch: Obwohl die Zukunft der begehrten Trophäen zunächst unklar war, können 27 Netzpublizisten auf einen Grimme Online Award hoffen – vom Tiktok-Einzelkämpfer bis zur großen Sendeanstalt.
Vom historischen Archiv bis zur folgenreichen Investigativ-Recherche: 27 Medienangebote im Internet können in diesem Jahr auf einen Grimme Online Award hoffen. Aus fast 1000 Einreichungen hat die Jury die Nominierten für bis zu acht Auszeichnungen ausgewählt, die am 16. Oktober in Marl im Ruhrgebiet vergeben werden, wie das Grimme-Institut mitteilte. Das Publikum kann außerdem über einen weiteren Preisträger abstimmen. Zudem ist erstmals ein KI-Sonderpreis ausgeschrieben.
Die Grimme Online Awards drohten in diesem Jahr zunächst wegen großer Finanzlöcher beim Grimme-Institut auszufallen. Ein rigider Sparkurs und das Werben um weitere Förderung machte im Jahresverlauf eine Ausschreibung des Preises dann doch möglich. Trotz des folglich kurzen Zeitraums, der in diesem Jahr für Einreichungen zur Verfügung stand, habe es weder an Klasse noch an Masse gemangelt, teilte die Nominierungskommission mit.
Der undotierte Grimme Online Award gilt als wichtigste Auszeichnung für herausragende Online-Publizistik in Deutschland und wird in mehreren Kategorien vergeben.
Das Netz als Archiv nutzen
Auffällig viele der Nominierten machen sich die Möglichkeiten des Netzes als Erinnerungsraum und Archiv zunutze und widmen sich auf vielfältige Weise der Vergangenheitsbewältigung: Thematisch geht es dabei etwa um die Zeit des Nationalsozialismus, die Geschichte der DDR oder jüngere Ereignisse wie etwa die Flutkatastrophe von 2021 im Westen Deutschlands.
Nominiert sind neben einer Reihe Podcasts, bei denen in diesem Jahr stark darauf geachtet worden sei, dass sie über das reine Audioformat hinaus die Möglichkeiten der Internetpublizistik ausgenutzt haben, auch Instagram-Angebote und verschiedene Tiktok-Kanäle – vom Hobbygärtner mit großer Followerschaft bis hin zu aufwendig produzierten Angeboten im Auftrag öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten.
Folgenreiche Correctiv-Recherche nominiert
Wegen ihrer großen Wirkmächtigkeit geht in der Kategorie Spezial die Recherche des Medienhauses Correctiv „Geheimplan gegen Deutschland“ ins Rennen. Keine Recherche in der jüngeren Zeit habe mehr Menschen bewegt als die Aufdeckung des Potsdamer Treffens rechter Kreise, hieß es zur Begründung. Das Bekanntwerden des Treffens hatte zu Beginn des Jahres bundesweit Empörung und eine Reihe von großen Protest-Kundgebungen in mehreren Städten ausgelöst.