Teil neun der Boxer-Saga, die 1976 mit „Rocky“ begann, ist der erste Film, in dem Sylvester Stallone nicht mehr als Rocky mitspielt. Das Regiedebüt von Hauptdarsteller Michael B. Jordan ist gelungen.
Lange, nachdem Sylvester Stallone als Rocky seine Boxhandschuhe an den Nagel gehängt hat, geht die „Rocky“-Saga immer noch weiter. Mit „Creed“ wurde 2016 ein erfolgreiches Spin-off des Kultklassikers lanciert. Zunächst trainierte der ehemalige Boxchampion den Sohn seines verstorbenen Freundes Apollo Creed, Adonis. Mit „Creed III“ ist die Reihe 2023 zur Trilogie angewachsen.
Der Film ist am Sonntag (1. September) um 20.15 Uhr auf ProSieben zu sehen. Aber: Rocky selbst ist zum ersten Mal nicht mehr dabei.
Stallone, der bei „Creed III“ Produzentenstatus hatte, aber nicht als ausführender Produzent beteiligt war, hatte im „Hollywood Reporter“ über eine „bedauerliche Situation“ geklagt. „Es wurde eine andere Richtung eingeschlagen, als ich gewählt hätte“, sagte der Star. „Ich bin eher der sentimentale Typ. Ich mag es, wenn meine Helden verprügelt werden, aber ich möchte nicht, dass es zu düster für sie wird. Ich habe einfach das Gefühl, die Leute haben schon genug Dunkelheit.“
Dunkle Vergangenheit
Wahrscheinlich meinte Stallone die dunkle Vergangenheit von Adonis Creed (Michael B. Jordan). Der muss sich in „Creed III“ mit einem unschönen Kapitel seiner Jugend auseinandersetzen, das er eigentlich vergessen wollte.
Er hat seine Boxer-Karriere beendet. Mit Ehefrau Bianca (Tessa Thompson) und Töchterchen Amara (Mila Davis-Kent) lebt er in den vornehmen Hollywood Hills. Als Trainer und Promoter baut er die nächste Generation von Weltklasse-Boxern auf, darunter sein neuer Star Felix Chavez (der echte Boxprofi José Benavidez).
Eines Tages steht ein alter Bekannter vor seinem Trainingszentrum. Sein Jugendfreund Damian (Jonathan Majors) galt als nächste Box-Hoffnung. Doch nach einem Vorfall, an dem auch Adonis als Teenager beteiligt war, musste Damian ins Gefängnis.
Nach 18 Jahren hinter Gittern brennt er nun darauf, es als Boxer zu schaffen, und drängt auf einen Titelkampf gegen Chavez. Von Schuldgefühlen geplagt, willigt Adonis ein. Bald muss er feststellen, dass Damian im Ring und im Leben nicht ganz sauber kämpft. Es kommt zum Bruch zwischen den alten Freunden. Das lässt sich natürlich nur im Ring klären.
Hommage an „Rocky IV“
Warum Rocky kein Teil mehr von Adonis‘ Leben ist, kommt im Film nicht zur Sprache. Trotzdem ist er präsent – nicht nur im deutschen Zusatztitel „Rocky’s Legacy“. Eine ausgedehnte Trainingsszene ist eine offensichtliche Hommage an „Rocky IV“. Und es gibt einen „No Easy Way Out“-Moment – Fans der Reihe wissen, was gemeint ist.
Der 80er-Jahre-Film über Rockys Duell mit dem Russen Ivan Drago genießt Kultstatus und war schon die Basis für „Creed II“. Dragos Sohn Viktor (Florian Munteanu) hat im dritten Teil erneut einen Auftritt.
Filmkomponist Joseph Shirley und Soundgenie Ludwig Göransson („The Mandalorian“, „Tenet“) haben außerdem wieder dezent die ikonische Musik von Bill Conti in ihrem packenden Soundtrack eingebaut. In einer Schlüsselszene erklingt „Going The Distance“ aus dem ersten „Rocky“-Film. Solche Nostalgie-Momente müssten auch Stallone gefallen. Überhaupt dürfte Sly an dem fertigen Film wenig zu meckern gehabt haben. Düster ist „Creed III“ nämlich nicht, sentimental schon.
Debütant Michael B. Jordan hat das Boxdrama konventionell und schnörkellos inszeniert. Zwar ahnt man die meiste Zeit, was kommt. Trotzdem ist der Film kurzweilig und mitunter sogar spannend. „Creed III“ ist kein Kinojuwel, aber eine weitere unterhaltsame Fortsetzung dieser langlebigen Filmreihe. Man mag es kaum zugeben, aber die „Rocky“-Saga funktioniert auch ohne Rocky. Sorry, Sly!