Das ZDF verteidigt seine Sendung „besseresser“ mit Sebastian Lege gegen Vorwürfe eines Journalisten: Der Sender betont sowohl die Präzision der Recherchen als auch den informativen Wert der Sendung.
In einem gestern veröffentlichten Interview wurde dem Lebensmitteltechniker Sebastian Lege aus der ZDF-Sendung „besseresser“ vorgeworfen, seinen Zuschauern ungenaue oder gar unwahre Fakten zu vermitteln. Benjamin Cordes, Autor und Experte für Kulinarik, warf der Sendung vor, das Thema Lebensmitteltechnik vereinfacht und nicht ausreichend präzise zu behandeln. Das ZDF hat auf Nachfrage des stern diese Vorwürfe jetzt entschieden zurückgewiesen.
Hauptvorwürfe waren fehlende Unterscheidungen zwischen verschiedenen Brotsorten, eine mangelnde Abdeckung bestimmter Themen wie technische Enzyme in der Brotproduktion und ein vereinfachendes Narrativ, das industriell hergestellte Lebensmittel als schlecht und handwerklich produzierte als gut darstellt.
Lesen Sie hier die ganze Kritik an der Sendung „“Die Tricks in Toastbrot & Co“!
Lege Interview 19.20Das ZDF hat nun auf diese Kritik reagiert und betonte, dass die Unterschiede zwischen den Brotsorten in der Show tatsächlich thematisiert werden. „Diese Unterscheidung machen wir im Film […]. Im Titel verwenden wir den allgemein gebräuchlichen Sammelbegriff ‚Toast‘, der ja auch teilweise von den Herstellern selbst benutzt wird“, so das ZDF. Und weiter: „Diese Sendung beleuchtete vier Produkte in 45 Minuten und zeigte ausgewählte Tricks, die bei der Herstellung angewendet werden.“
Wechselnder Fokus im Programm
In Bezug auf den Aspekt der technischen Enzyme wies das ZDF darauf hin, dass dieser bereits in einer anderen ihrer Sendungen, dem „großen Brot-Report“, ausführlich behandelt wurde. Sie betonten auch, dass sie in ihren Programmen stets einen wechselnden Fokus setzen, um eine Vielfalt an relevanten Fragen abzudecken. Für den Journalisten Benjamin Cordes wäre hingegen die Frage nach den Enzymen aus Verbrauchersicht beim Thema Industrie-Brot der entscheidende Kritik-Punkt gewesen.
Die Darstellung der Lebensmittelindustrie als „böse“ und des Handwerks als „gut“ wurde ebenfalls von dem Sender zurückgewiesen, mit Verweis auf Episoden, „in denen Industrieprodukte positiv bewertet werden, andere, in denen das Handwerk Verbraucher austrickst“. So entstehe ein differenziertes Bild der Produkte der Lebensmittelindustrie, sagt der Sender. In der Toast-Sendung wird auf die Differenzierung laut Cordes aber nicht eingegangen: „Ich möchte die Industrie nicht in Schutz nehmen oder Handwerksbäckereien schlecht reden. Ich appelliere nur daran, das Thema Brot differenziert zu betrachten“, sagt der Journalist.
ZDF: Unterhaltung nicht auf Kosten der Fakten
In Bezug auf den Vorwurf unklarer Preisunterschiede argumentierte das ZDF, dass beim Einkauf meist der Packungspreis entscheidend sei, daher habe man den Fokus darauf gelegt: „Zu dem genannten 100-Gramm-Preis bei Toastbrot hätten wir auch den Preis für das Kastenweissbrot nennen können. Es ist im Beispiel etwa vier Mal so teuer: 0,19 Cent [sic] vs. 0,80 Cent [sic] pro 100 Gramm“, so der Sender. Erwähnt wurde aber nur der Preis für einen Laib Brot vom Handwerksbäcker und einer Packung Toastbrot aus dem Supermarkt.
Schließlich wies das ZDF den allgemeinen Vorwurf zurück, die Show würde auf Kosten der Fakten Unterhaltung priorisieren: „Fact-Checks und Tiefenrecherchen sind Teil unserer täglichen Arbeit, auf Seiten des ZDF wie bei der beauftragten Produktionsfirma.“ Die Sendung biete eine ausgewogene Mischung aus investigativen Reports und informativen Formaten mit einem hohen Unterhaltungswert, versicherte der Sender.