Nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Messeranschlag im nordhrein-westfälischen Solingen hat Landesinnenminister Herber Reul (CDU) nähere Details zur Festnahme des Verdächtigen genannt. Polizeibeamte hätten den mutmaßlichen Täter im Rahmen der Fahndung wegen verdächtigen Verhaltens bemerkt, ihn angesprochen und sofort festgenommen, sagte Reul am Donnerstag im Landtag. Berichte hatten bisher davon gesprochen, der Mann habe sich selbst gestellt.
Reul sagte am Donnerstag in einer gemeinsamen Sitzung von Innen- und Integrationsausschuss, der verdächtige Syrer habe sich offenbar „unbemerkt radikalisiert“. Ob er der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat angehöre, müssten die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft ergeben.
Reul warnte angesichts möglicher Konsequenzen nach dem Anschlag vor „Schnellschussantworten“ und mahnte eine „sachliche Debatte“ an. Landesflüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne) betonte, es sei wichtig, nun „berechtigte Fragen“ zu den Umständen des konkreten Falls und den Abschiebeverfahren zu stellen.
Der verdächtige Syrer soll am Freitag bei einem Stadtfest in Solingen drei Menschen erstochen und acht weitere verletzt haben. Die Bundesanwaltschaft geht von einer Tat mit islamistischem Hintergrund aus. Er sitzt seit Sonntag in Untersuchungshaft. Die Umstände der nicht erfolgten Abschiebung werfen Fragen zu möglichen Versäumnissen auf.