Statt selbst zu kandidieren, unterstützt Robert F. Kennedy Junior jetzt Donald Trump. Doch der wichtigste Teil seines Plans droht nach hinten loszugehen. Schuld ist das Wahlrecht.
Es war ein klares Bekenntnis: Am Freitag letzter Woche legte Robert F. Kennedy Junior seine Bewerbung auf die US-Präsidentschaft offiziell nieder – und verkündete seine Unterstützung für den ehemaligen Konkurrenten Donald Trump. Doch einige Bundesstaaten machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Nun gefährdet das Trumps Wahlsieg.
Dafür ist vor allem das enge Rennen und das komplexe US-Wahlrecht verantwortlich. Weil die US-Bürger nicht direkt ihren Präsidenten wählen, sondern nur die Wahlmänner ihrer Staaten, zählt in umkämpften Bundesstaaten jede Stimme. Vor allem mit einer sehr konkreten Maßnahme will Kennedy Trump zum Sieg verhelfen: Er will sich von den Wahlzetteln entfernen lassen, verkündete Kennedy ihm Rahmen seines Rücktritts. Nur in sicher entschiedenen Staaten sollen seine Anhänger ihn auch weiter wählen dürfen. Doch die Streichung ist nicht so einfach, wie er sich das offenbar vorgestellt hat.
Robert F. Kennedy Junior: Kandidat wider willen
In den beiden US-Bundesstaaten Michigan und Wisconsin lehnte die jeweils zuständige Wahlkommission Kennedys Antrag ab. „Kandidaten von Kleinparteien können sich nicht von den Wahlzetteln entfernen lassen“, bestätigte ein Sprecher des Innenministers von Michigan gegenüber „NBC“. Sein Name wird also bei der Wahl im November weiter auf dem Wahlzettel bleiben.
Auch in Wisconsin lehnte die Wahlkommission Kennedys Antrag nach einer Abstimmung ab. „Die Satzung besagt wortwörtlich ‘Wer die Nominierungs-Papiere eingereicht hat und qualifiziert ist, darf die Nominierung nicht ablehnen“, erklärte Kommisionsleiterin Ann Jacobs. „Es mag einem merkwürdig erscheinen, aber wir haben hier wirklich keinen Spielraum.“
In North Carolina ist bisher keine Entscheidung verkündet worden. Weil die Wahlzettel dort aber bereits gedruckt wurden, ist eine Streichung Kennedys dort aber ebenfalls unwahrscheinlich.
Donald Trump: Zittern um die Mehrheit
Wie viel Einfluss Kennedys Namen auf dem Wahlzettel haben könnte, zeigen aktuelle Umfragen. Der Abstand zwischen der demokratischen Kandidatin Kamala Harris und Donald Trump lag nach dem Aggregationsmodell aller Umfragen des Experten Nate Silver am Donnerstag bei gerade einmal 2,5 Prozent – zum Vorteil Harris‘. Für Kennedy hätten 4 Prozent der Wähler gestimmt.
Sollte er vom Wahlzettel gestrichen werden, würde davon vor allem Trump profitieren, zeigen Umfragen – vor allem in den so wichtigen Swing States. In einer im Auftrag von „The Hill“ durchgeführten Umfrage liegt Harris in Wisconsin aktuell 4,3 Prozentpunkte vor Trump. Genau diese Menge an Wählern würde auch für Kennedy stimmen, wenn er auf dem Wahlzettel stünde, so die Umfrage. Wäre er aber nicht zu wählen, schrumpfte Harris Vorsprung deutlich: Sie läge dann nur noch drei Punkte vor dem republikanischen Kandidaten.
In Michigan ist das Bild ähnlich deutlich: Hier führt Harris nach der Hill-Umfrage mit nur drei Prozent, fünf Prozent der Wähler würden am liebsten für Kennedy stimmen. Steht der aber nicht zur Wahl, sinkt Harris Vorsprung auf 2,3 Prozent.
Wie entscheidend diese wenigen Punkte sein können, zeigten die letzten US-Präsidentschaftswahlen: Joe Biden gewann Wisconsin im Jahr 2020 mit nur 0,63 Prozent der Stimmen Vorsprung – nachdem Donald Trump in der Wahl 2016 Hillary Clinton dort um 0,77 Prozent geschlagen hatte. Allerdings hatten die Umfragen in beiden Fällen die demokratischen Kandidaten als deutlich stärker vorhergesagt. Selbst wenn nur ein Bruchteil der Kennedy-Fans also lieber für den ausgeschiedenen Kandidaten statt für Trump stimmen würde, könnte das also am Ende den Unterschied machen.
Quellen: NBC, The Hill,Axios, Nate Silver