Tesla betont immer wieder, wie strapazierfähig der Cybertruck sei – in der Praxis sieht das manchmal anders aus. Ein Dieb in den USA demonstrierte kürzlich, dass die bruchfesten Scheiben einen Einbruch nicht verhindern. Das war aber nicht das größte Problem.
Tesla stellt beim Cybertruck vor allem dessen Robustheit heraus. Nicht nur die Karosserie soll dank Edelstahlverkleidung keine Beulen, Schäden oder Langzeitkorrosion davontragen, sondern auch die Scheiben genossen schon bei der Vorstellung des Autos besondere Aufmerksamkeit.
Doch schon bei der Präsentation des Wagens wurde klar: Anscheinend ist es gar nicht so einfach, Autoglas vor jeglichen Strapazen zu schützen. Bei zwei Würfen mit einer Stahlkugel gelang es Chefdesigner Franz von Holzhausen zwei Mal hintereinander, die Fenster zu zerstören. „Immerhin gingen die Kugeln nicht durch“, feixte Tesla-Chef Elon Musk damals sichtlich überrascht und kündigte die Überarbeitung des Glases an.
Das wurde auch offenbar gemacht, denn wie ein weiterer Test des Youtube-Kanals „The Kilowatts“ Jahre später beweisen sollte, braucht es inzwischen ordentlich Kraft, um das Glas zu beschädigen. Auch Tesla wiederholte den Test öffentlichkeitswirksam, allerdings mit einem Baseball.
Doch nur weil das Glas bei direktem Aufprall von harten Gegenständen tendenziell mehr aushält, als die Fenster anderer Fahrzeuge, sollte man nicht glauben, dass der Wagen deshalb einbruchsicher ist.
Dieb entfernt Glas aus dem Cybertruck am Stück
Das demonstrierte ein Dieb kürzlich in einem Überwachungsvideo. Das veröffentlichte ein Fahrzeughalter vor wenigen Tagen auf Facebook. Zu sehen ist, wie ein Mann mit Kapuzenpullover neben dem Cybertruck anhält und die Umgebung prüft. Als er feststellt, dass niemand zuschaut, schlägt er zu. Innerhalb weniger Sekunden gelingt es dem Mann, das Fenster vollständig aus der Tür zu pellen. Die stark beschädigte, aber vollständige Scheibe reißt er einfach runter und verschafft sich zu Zugang zum Wagen.
Danach taucht der Mann kurz im Cybertruck ab, ehe er mit einem Rucksack zurück in sein Auto steigt, welches nach einer merkwürdig langen Pause davonfährt.
Cybertruck-Fahrer bekam keine Nachricht
Schlimmer als das nachgiebige Fenster ist aber ein anderes technisches Problem. Denn das Opfer des Diebstahls, ein Mann namens Anuj Thakkar, schreibt dazu: „Kein Alarm, keine Benachrichtigungen auf meinem Telefon. Es ist buchstäblich nichts passiert, ich habe das Auto so vorgefunden. Das kann nicht richtig sein. Weiß jemand, warum es kein Alarmsystem gibt?“
Normalerweise ist ein Tesla sehr gut gegen Fremdzugriffe geschützt. Der sogenannte „Wächter-Modus“ zeichnet verdächtige Aktivitäten rund um das Fahrzeug nach Verlassen der Autos auf. Tesla schreibt: „Wenn eine Bedrohung erkannt wird oder die Fahrzeugsensoren häufige stoßartige Bewegungen erkennen, wie sie beim Abschleppen oder Schaukeln auftreten, reagiert der Wächter-Modus wie folgt: Die Scheinwerfer leuchten in Impulsen auf, der Alarm ertönt, Sie werden auf der Mobile App über den ausgelösten Alarm informiert und Videoaufzeichnungen des Vorfalls werden auf einem USB-Laufwerk gespeichert.“
Zwar ist der „Wächter-Modus“ standardmäßig deaktiviert, da er relativ viel Energie benötigt, war im Fall des Einbruchs in den Cybertruck aber eingeschaltet. Das beweisen die Aufnahmen, die das Auto von der Tat abgespeichert hat. Warum er nicht ordnungsgemäß funktionierte, kann sich Thakkar nicht erklären.
In den Kommentaren unter dem Video finden sich weitere Tesla-Kunden, die ebenfalls von einem Ausfall der Benachrichtigungen bei Einbruchsversuchen berichten.
Fenster müssen sich entfernen lassen
Die zerstörte Scheibe ist hingegen wenig überraschend, so würde sich ein Einbrecher wohl auch bei jedem anderen Auto in Sekundenschnelle einen Zugang zum Wagen verschaffen. Andere Hersteller werben aber nicht damit, dass das Glas besonders widerstandsfähig ist.
Das macht bei einem Personenkraftwagen für Privatpersonen auch nicht viel Sinn, denn in einem Notfall muss man in der Lage sein, das Fenster schnell und einfach zu zerstören, wenn sich die Türen nicht mehr öffnen lassen. Das ist also auch bei dem bruchfesten Cybertruck-Glas möglich, aber eben am Stück, nicht in Einzelteilen. Der Unterschied zu einer herkömmlichen Scheibe dürfte eine Art Beschichtung sein, die das Zerbröseln des Glases verhindert. Nicht mehr, nicht weniger.